Liebe RAAM-Freunde,
Die letzten 24 Stunden hatten es in sich. Durch Ulis krankheitsbedingten Ausfall mussten wir umdisponieren. Zu dritt waren wir praktisch immer entweder auf dem Rad im Rennen oder in Bereitschaft im Follow Van – nur unterbrochen von kurzen Pausen im Wohnmobil. Die Crew musste neu organisiert werden und hat eine unglaubliche Unterstützung geleistet. Aus dem vermeintlichen Nachteil wurde so eher ein Vorteil. Und Uli ist inzwischen wieder wohlauf und konnten Zieleinlauf der letzten 3 Meilen, die neutralisiert sind, mitfahren.
In der Nacht zu heute kam noch ein starkes Unwetter mit heftigen Windböen. Trotzdem lief das Rennen natürlich weiter. In den Orten, die wir durchfuhren, flogen die Mülltonen auf die Straße. Es gab einen Unfall bei einem österreichischen Team: Fahrer unverletzt aber der Karbonrahmen des Rades Totalschaden. Beim Fahren im Starkregen, beschlagen die Visiere von innen, die profillosen Reifen sind völlig ungeeignet, die Felgen mit den hohen Stegen extrem windanfällig, die Sicht ist stark eingeschränkt – es ist eigentlich unfahrbar.
Und genau in dieser Situation entschied sich unser interner Wettkampf mit einem irischen 4er-Team (in der Klasse bis 50 Jahre, also 20 Jahre jünger), das schon über Tage lief. Inzwischen waren die beiden Teams befreundet, aber auf der Strecke war Wettkampf angesagt. Zeitweise lagen wir über 10 Minuten vorne. Die Iren waren aber am Ende genau 12 Minuten früher im Ziel als wir. Die gemeinsame Feier nach dem Zieleinlauf war ‚irisch‘.
Unsere eigenen Ziele wurden alle übertroffen: Am frühen Morgen des 24.06. gegen 2:30 Uhr sind wir nach 7 Tagen, 11 Stunden und 7 Minuten in Annapolis in Ziel eingefahren.
Im Vorfeld hatten wir eine Marschtabelle mit verschiedenen Ziel-Zeiten erstellt:
- Minimal-Ziel: Ankunft in Wertung in unter 9 Tagen. Das zeichnete sich schon 3 Tage vor Ende ab
- Realistisches Ziel: 8 Tage – quasi mit 24 Stunden Sicherheitsabstand zur offiziellen Qualifikationszeit schien uns auch schon 2 Tage vor Schluss sicher erreichbar
- Unser ‚echtes‘ und Optimal-Ziel war die Ankunft in unter 7 Tagen und 14 Das war die Zeit des vorjährigen 8er Teams der Equipe Hubert Schwarz, die wir – diesmal nur zu viert knacken wollten
Ein weiteres großes ‚qualitatives Ziel‘ haben wir auch erreicht: Trotz permanentem Schlafmangel, vielen Stresssituation, Defekte, Radverlust, Krankheit von Uli, Gewitter, Wolkenbrüche, usw. hatten wir als Team Riesenspaß und viele unvergesslich Erlebnisse. Je größer die Herausforderung war umso mehr Motivation und Kreativität zur Lösung aktueller Probleme brachte jeder Einzelne ein.
Jetzt wird zusammengepackt. Räder und Material – leider außer meinem Rad – gehen am Dienstag wieder zurück über den großen Teich.
Heute Abend wird erst mal gefeiert; Abschluss-Bankett und die große Siegerehrung und ganz sicher dabei nach langer Zeit wieder mal ein frisches Budweiser.
Keep on Racing!
Paul Thelen & Maxi Hupp