Liebe Berg- und Trekkingfreunde

wie in unserer schnelllebigen Welt üblich, ist das Thema „Nepal“ nahezu vollkommen aus den Medien verschwunden. Dennoch ist die Lebenssituation vieler Menschen dort nach wie vor geprägt von den Auswirkungen des verheerenden Erdbebens am 25. April 2015. Mit Hilfe Eurer Spenden konnten wir gezielt einer Reihe von betroffenen Familien helfen (siehe: ‚Bisherige Spendenverwendung‘).

Damit ist dieses Projekt „Hilfe für Kinder in Nepal“ aber keineswegs abgeschlossen, da noch weitere Mittel aus den Spenden zur Verfügung stehen. Nach wie vor haben wir einen regelmäßigen Kontakt zu Freunden und Helfern in Kathmandu und in der Bergregion des Khumbu, unterhalb vom Mt. Everest. Was mit Euren Spenden bisher erreicht werden konnte, zur aktuellen Situation in Nepal und zu der geplanten Unterstützung in 2016 nachfolgende weitere Informationen.

Danach möchte ich auch von meinen Touren 2015 berichten und Informationen zu den geplanten neuen Reisen des Hubert Schwarz Zentrums 2016 / 2017 geben, soweit ich nach jetzigem Planungsstand dabei sein werde.

Bisherige Spendenverwendung – Wiederaufbau von 11 festen Wohnhäusern

Im letzten Zwischenbericht vom 15. Juli 2015 hatte ich Euch darüber informiert, dass wir nach dem Wiederaufbau von drei Häusern noch weitere sieben Familien in den Dörfern Khunde und Khumjung unterstützen wollten, auch wieder ein festes Dach über den Kopf zu bekommen.

Doma Sherpa und Kinder vor ihrem reparierten Haus

Heute kann ich mitteilen, dass weitere 8 Häuser aufgebaut worden sind. Sie sind alle kurz vor Wintereinbruch fertiggestellt worden. Dort oben auf Höhen zwischen 3.800 bis 4.000 Metern fallen die Temperaturen im Winter häufig auf unter -20°C. Die Mehrzahl der jetzt insgesamt 11 unterstützen Familien sind Mütter mit kleinen Kindern, die als Halbwaisen aufwachsen, da ihre Väter verstorben sind. Sie sind besonders bedürftig und auf Hilfe von außerhalb angewiesen.

Euch, die Ihr mit Spenden diese Unterstützung möglich gemacht habt, sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Wir – seitens der Hubert & Renate Schwarz Stiftung – können versichern, dass Eure Spenden direkt bei den Betroffenen angekommen sind und damit zeitnah, unbürokratisch und zielgenau der Wiederaufbau von 11 Häusern möglich war.

Zur aktuellen Situation in Nepal

Was uns von unseren Freunden in Nepal zur aktuellen Situation im Land berichtet wird, ist für westliche Sichtweisen nur schwer verständlich. Es sind vor allem zwei große Problembereiche, die die Menschen belasten.

Offensichtlich wurden bisher von der nepalesischen Regierung aus dem staatlichen Fond, der erheblich gespeist wird mit ausländischen Hilfsgeldern, bevorzugt Mittel für den Wiederaufbau von Kultur-Stätten des Weltkulturerbes verwendet. Vernachlässigt wurde und wird von der Regierung aber der Wiederaufbau von Infrastrukturen, Bildungs- und Gesundheitssystem, ganz zu schweigen von Unterstützung zur Reparatur oder Neubau von privaten Wohnhäusern. Insofern kam unsere private Hilfe zum Wiederaufbau von 11 Häusern genau an die richtigen Stellen.

Ein zweites großes politisches Problem legt zurzeit das öffentliche Leben im ganzen Land lahm. Am 20. September 2015 verabschiedete das nepalesische Parlament eine neue Verfassung. Mit verschiedenen Passagen sind einige Volksstämme, unter anderem die indisch-stämmigen Madhesi nicht einverstanden, da sie in der neuen Verfassung zu einer Minderheit mit weniger Rechten herabgestuft wurden. Als Reaktion darauf kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Polizei und den Angehörigen der Madhesi an der südnepalesischen Grenze zu Indien.

Proteste an der nepalesisch/indischen Grenze

Um für ihre ‚indischen Schwestern und Brüder‘ Druck von außen auf die nepalesische Regierung auszuüben, hat die indische Regierung seit dem 21.September 2015 alle Treibstofflieferungen (300 LKW pro Tag) eingestellt und damit die sogenannte „fuel-crisis“ ausgelöst. Das bedeutet, dass es seit Ende September nur für Rettungsdienste, Polizei, Armee und Fremdenverkehr Treibstoffe wie Benzin und Diesel gibt, während Treibstoff für alle privaten Transportmittel auf ein Minimum reduziert ist. Indien liefert mehr als 90% des nepalesischen Bedarfes an Treibstoffen und hat mit dem Lieferstopp das Land praktisch lahmgelegt. Zurzeit zeichnet sich keine Lösung ab. Ende der 80er Jahre gab es eine ähnliche Konfrontation zwischen Nepal und Indien, die damals 18 Monate anhielt. Speziell diese „fuel-crisis“ hat auch großen Einfluss auf unsere weiteren Aktivitäten (siehe nächster Absatz).

Geplante Unterstützung in 2016

Der Spendeneingang und die bisherige, gezielte Verwendung der Mittel macht es möglich, dass wir noch ein weiteres Projekt unterstützen können. Nach vielen Recherchen prüfen wir zurzeit den Wiederaufbau einer Schule, die bis auf ein kleines Nebengebäude beim Erdbeben im April vollständig zerstört wurde. In der Schule wurden 180 SchülerInnen im Alter von 6 bis 16 Jahren unterrichtet. Der kleine Ort, in dem die Schule liegt, ist etwa 1,5 Autostunden mit allradgetriebenen Fahrzeugen von Kathmandu entfernt. Wir bemühen uns jetzt intensiv um eine Kostenschätzung und einen Bauplan durch uns vertraute Ingenieure und Architekten als Basis für einen eventuellen Wiederaufbau der Schule. Wegen der „fuel-crisis“ sind Fahrten von Kathmandu dorthin zurzeit nicht möglich und daher sind die Arbeiten jetzt leider ins Stocken geraten. Im meinem nächsten Newsletter werde ich über dieses Projekt weiter berichten.