02.08- 16.08.2011: Zum fünften Mal auf dem Kilimandscharo

 

 

Tourenbericht über die Besteigung von Mt.Meru und Kilimandscharo

 

vom 02.08.- 16.08.2011

 

(Veranstalter Hubert Schwarz)

 

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02.08.2011

 

In aller Frühe starten wir von den Zubringerflughäfen Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Hannover nach Amsterdam. Um 10:25 Uhr hebt dort unsere Boeing 777-300 zum 91/2-stündigen Flug nach JRO – Kilimandscharo Airport ab.

 

Wir sind insgesamt 11 Teilnehmer, 3 Frauen: Antonia, Doris und Margit und 8 Männer: Bernd, Bernhard, Eberhard, Paul, Roland und Rudi, der Tour-Doc Eberhard und ich. Die Jüngste ist 53 Jahre, der älteste 70 Jahre. Alle haben sich in den letzten Monaten unterschiedlich mit Fahrradfahren, Laufen, Treppensteigen und der einen oder anderen Wandertour intensiv vorbereitet.

 

Nach ruhigem Flug landen wir gegen 19:45 Uhr Ortszeit – es ist mittlerweile schon dunkel geworden – am Kilimandscharo-Flughafen und wir werden dort von zwei freundlichen Mitarbeitern der Meru View Lodge, unserem Domizil für die Zeit, die wir nicht „am Berg“ verbringen, abgeholt. Leider ist ein Koffer von Margit nicht angekommen, was für sie natürlich einige Unannehmlichkeiten mit sich bringt – hoffentlich die einzigen dieser Art auf unserer Tour.

 

Nach 40-minütiger Fahrt mit dem Bus werden wir in der Lodge von freundlichen Mitarbeitern herzlich begrüßt. Nach einem schmackhaften Spätimbiß und einem zünftigen Kilimandscharo-Bier begeben wir uns in die hübschen Bungalows in die erste Nachtruhe in Afrika, sicher behütet von Moskitonetzen über unseren Betten.

 

 

 

03.08.2011

 

Geweckt durch das fröhliche Krähen einiger Hähne in unmittelbarer Nachbarschaft und sonstigem bereits munterem Federvieh sind wir schon früh bei Tagesanbruch auf den Beinen. Noch vor dem Frühstück sehen wir uns das grüne und blühende parkähnliche Gelände der Lodge etwas näher an und stellen fest, dass wir in einem tollen Stückchen afrikanischer Erde gelandet sind.

 

 

 

   Nach einem gemütlichen Frühstück, vor dem die ab jetzt täglich mindestens 2-malige Sauerstoff- und 

   Herzfrequenzmessung durch unseren Tourarzt Eberhard erfolgt, machen wir uns per Bus auf, um eine Massai-

   Siedlung in der Nähe von Moshi zu besuchen.

 

 

 

   Während der fast 2-stündigen Fahrt mitten hinein in die Massai-Steppe – z.T. über tiefsandige Trails, die alle  

   Allrad-Technik unseres Busses erfordert – bekommen wir schon einen intensiven Eindruck dieser flachen

   Hochebene am Fuße des Kilimandscharos. Dieser bleibt uns allerdings vorerst leider hinter einer dicken  

                                                     Wolkendecke verborgen.

 

Die Massai begrüßen uns mit einem klassischen Massai-Tanz, mit dem sie uns in ihr Dorf führen. 

Der schnell aber gut englisch sprechende Massai Freddy führt uns in eine Art „Museumshütte“ und erklärt uns nun zunächst wesentliche Ereignisse aus der Geschichte des Massai:

 

Ø Eingewandert vor 5-600 Jahren aus Nordafrika (Süd-Ägypten)

 

Ø Danach hauptsächlich ansässig in Kenia und in der Serengeti Tansanias

 

Ø Vor ca.100 Jahren, als sie zum Schutz der Tierwelt aus der Serengeti vertrieben werden sollten, in Kämpfe mit der englischen Kolonialmacht verstrickt

 

Ø Heute hauptsächlich verteilt auf 3 Gebiete: immer noch in Kenia, in der Serengeti Tansanias einschließlich des Kilimandscharogebietes und weit im Süden Tansanias

 

Sehr interessant sind auch Freddys Erklärungen zur Gesellschaftsform und zum Zusammenleben der Massai, als eigenständiger Volksstamm innerhalb Tansanias. Die männlichen Massai sind entsprechend ihrem Alter in folgende „Klassen“ aufgeteilt:

 

Ø Alter 0 – 8 Jahre: Babies und kleine Kinder, die vorwiegend bei der Mutter bzw. in der Großfamilie leben

 

Ø Alter 8 – 18 Jahre: sie sind Viehhirten, stehen unter dem Kommando des Vaters, dürfen keine Kontakte zu Mädchen haben.

 

Ø Alter 18 – 30 Jahre: Im Alter von 10 – 18 Jahren werden sie beschnitten und sind danach „junge Krieger“. Sie schützen das Dorf vor Raubtieren und Überfällen, suchen neue Weidegründe und organisieren die Wanderungen in andere Gebiete. Sie dürfen mit unbeschnittenen Mädchen Beziehungen eingehen und unterstehen nicht mehr dem Vater. Am Ende ihrer Zeit als „junge Krieger“ dürfen sie heiraten.

 

Ø Alter 30 – 40 Jahre: „ältere Krieger“, die die „jungen Krieger“ als Paten führen und ähnliche Aufgaben wie die „jungen Krieger“ haben.

 

Ø Alter 40 – 60 Jahre: „junge Alte“, die sich um das Lehren der jüngeren Generation in allen Fragen des Alltages und der Weitergabe der Massai-Kultur kümmern.

 

Ø Alter 60 – Lebensende: die „alten Alten“, quasi die Häuptlinge, die ständig im Kral bleiben und Ansprechpartner für die Frauen und Jungen sind. Sie brauchen nicht meh arbeiten, dürfen ständig sitzen und sind erkennbar an Statussymbolen wie Gnu-Schwänze oder Stöcke. Sie bilden gleichzeitig das oberste Rechtsorgan des Clans bzw. Krals.

 

Weitere Informationen zum Zusammenleben der Massai sind:

 

Ø Die Massai haben ihr eigenes, staatlich anerkanntes Rechtssystem innerhalb Tansanias

 

ØDer Ältestenrat (Männer 60+) legt bei Vergehen, die einzelne Massai begehen, Strafen fest, die unter anderem bis zum Verlust von mehreren Stück Vieh des Verurteilten führen

 

Ø Es gibt 2 Religionen: Muslime und Christen

 

Ø Üblicherweise leben Christen monogam und Muslime polygam

 

 

 

Nach einem sehr schmackhaften Mittagsmenü, welches in der gut ausgestatteten und sehr sauberen Küche des Dorfes zubereitet wird, machen wir einen kleinen Bush Walk.

 

 

 

 

Dabei erläutern uns die Massai welche Pflanzen und Sträucher sie als Baumaterial oder Medizin benutzen:

 

 Ø Große Kakteen, die giftige Kautschukmilch enthalten, werden zunächst durch unterlegtes Feuer „angebrannt“. Dann werden die Stämme herausgetrennt und als Material für den Dachbau verwendet. Dabei wirkt der „angebrannte“ Kautschuk im Inneren der Stämme als Abwehrstoff gegen Insekten, falls diese versuchen, die Stämme anzubohren

 

 Ø Akaziensorten, die einen Saft abgeben, der auf die Haut gerieben wird und als Mückenschutz dient.

 

 Ø Andere Akaziensorten, die einen antibiotischen Stoff in ihrem Saft haben, der gegen eine Augenkrankheit hilft

 

 Ø Ein Strauch, aus dessen Zweigen die Massai „Zahnbürsten“ herstellen

 

 

Zum Abschluss unseres  Besuches treffen wir in einer der Hütten eine 94 jährige Massai-Großmutter, die uns mit Massaitee bewirtet. Dieser wird hergestellt aus Schwarztee, Ginger, Milch und Zucker und er schmeckt uns hervorragend. 

 

 

 

Auf der Rückfahrt in die Meru View Lodge steht uns noch ein besonderes High Light bevor: links von uns öffnet sich unvermittelt die Wolkendecke und zum ersten Mal sehen wir den mächtigen Kilimandscharo mit seinen weitausladenden Flanken und dem weißen Kibo-Gipfel. Stark beeindruckt und zweifelnd uns selbst fragend, ob wir es denn wohl bis auf diesen so hohen Gipfel schaffen werden, setzen wir unsere Fahrt durch die staubige Steppe fort.

 

Den Tag beschließen wir mit einem Abendessen in der Meru View Lodge und genießen noch ein kühles Kilimandscharo Bier – das letzte für die kommenden 4 Tage – und wir bereiten uns schon mal geistig auf die morgen beginnende erste Etappe am Mt. Meru vor.

 

 

 

04.08.2011

 

Wir sind froh und voller Erwartung, dass es heute „zum Berg“, also zum Mt.Meru geht. Nachdem Margits fehlender Koffer heute Morgen um 07:30 Uhr von KLM angeliefert wurde, ist die Ausrüstung komplett und wir können uns ganz auf den Mt.Meru konzentrieren. Gegen 10:00 Uhr kommt Remedi, unser afrikanischer Führer, mit seinem Assistant Guide Alfons, beides freundliche und humorvolle, kräftige, großgewachse Männer um die 30 Jahre alt. Einigen von uns ist Remedi bekannt aus Berichten im deutschen Frühstücksfernsehen über eine Kilimandscharo-Besteigung zusammen mit einer Hubert-Schwarz-Gruppe. Flott wird unser Bus beladen und schon bald verlassen wir die schöne Meru View Lodge in Richtung Momella Gate, dem Eingang zum Mt.Meru National Park.

 

 

 

 

Am 1. Registrierungspunkt zum Eingang in den Meru-Nationalpark sehen wir uns schon einmal an einem Modell unsere Aufstiegsroute an. Am Modell sieht die 1.Etappe ziemlich einfach aus, die 2.Etappe dagegen sehr anspruchsvoll. Wie wird es in der Realität tatsächlich werden?