03.04.-21.05.2012 Besteigung des Mt. Everest

05.04.2012 Erstes Lebenszeichen der Abenteurer

Nach knapp 6 Stunden Flug von Frankfurt nach Abu Dhabi (VAE) zum stopover, dann nach weiteren 5 Stunden Weiterflug sind wir am 04.04. gegen 16:30h zusammen mit unserer Gruppe, die wir bis zum Everest Base Camp führen werden, in Kathmandu angekommen. Die über 3 Mio Einwohner-Stadt ist typisch asiatisch, laute und mit Autos, Motorrädern, Dreirädern, Fußgängern vollgestopfte Straßen, überall kleine Geschäfte an und auf den Strassen, freundliche Menschen, viele mit Mundschutz, um dem allgegenwärtigen Smog zu widerstehen. Unser Hotel Vajra ist eine feine Adresse, eine ruhige Insel in der Hektik der Großstadt, umgeben von schönen Gärten, am nord-westlichen Rand Kathmandus gelegen.

Heute, am 05.04. haben wir die Swayambhunath Stupa, eines der bekannten buddhistischen Heiligtümer von Nepals Hauptstadt besucht und uns dabei so langsam in die besondere n Atmosphäre der Stadt und Kultur anzunähern.

Am frühen Nachmittag hat uns Billi Bierling, die 1. erfolgreiche Deutsche Everest-Besteigering von der Südseite (2009) – das ist auch unsere Route – besucht. Billi, geboren in Garmisch-Partenkirchen, lebt hier in Kathmandu und sie arbeitet für die legendäre Mrs. Holly, einer inzwischen alten Dame, die seit Anfang der 60er Jahre alle Besteigungen aller 8000er penibel genau registriert. Billi, selbst eine bekannte und erfolgreiche Bergsteigerin mit mehreren 8.000er im Gipfelbuch, hat uns „registriert“ für Ihre spätere Statistik. Falls wir es bis zum Gipfel schaffen, werden wir sie und Mrs. Holly Ende May dann in ihrem Büro besuchen.

Am Abend kamen alle Bergsteiger der Eco-Everest-Expedition 2012 und die leitenden Sherpas zu einem welcome-dinner zusammen, bei dem wir uns alle zum ersten Mal gesehen und gegenseitig vorgestellt haben. Wir sind insgesamt 15 Bergsteiger (6 Inder – darunter 2 Frauen – 5 US Amerikaner, 2 Georgier, wir beiden Deutsche, je 1 Tscheche, Däne und Canadier); in der Expeditionsleitung wechseln sich Dawa Steven Sherpa und Pertemba – ein legendärer Sherpa – ab. Sirdar, der Chef der Sherpas, ist Naga ein erfahrener Sherpa und der communcation officer ist ein US Amerikaner.

 

Namaste

Eberhard Schaaf und Paul Thelen

 

 

08.04.2012 Hillary Hospital und Yeti

 

Heute wollen wir nur 330 Meter höher nach Khumjung auf 3.780m. Es ist um 0°C frisch aber strahlend blauer Himmel, der uns nach kurzem Aufstieg den Blick freigibt auf den „schönsten Berg“ der Welt, die Ama Dablam, einem, 6.000er mit zwei Gipfeln. Links daneben wird zum ersten Mal auf dieser Tour „unser“ Berg, der Mt. Everest (8.848m), mit seiner typischen Schneefahne am Gipfel sichtbar. Der zuhause bereits von Tag zu Tag gestiegene Respekt vor diesem Giganten, erleben wir hier besonders bewußt in seinem direkten Anblick.

Der weitere Weg führt uns mitten über die steinige Landepiste eines unbefestigten Bergflughafens. Was mag hier in 3 Jahren los sein?

Von weitem sehen wir schon das Hillary Hospital, einem einstöckigen Flachbau. Was werden wir dort sehen und erfahren? Dr.Kami, der Leiter des Hospitales empfängt uns sehr freundlich. Von hier werden ca. 4.000 Menschen in der Region des Khumbutales medizinisch betreut. Das Hospital wurde von Sir Edmund Hillarry, dem Erstbesteiger des Mt. Everest im Jahre 1966 erbaut. Heute wird es ausschließlich von einer canadischen Stiftung und von Spenden finanziert. Auch wir überreichen hier einen Scheck über 1.500 US$ von den Teilnehmern unserer Gruppe, der deutschen Renate & Hubert Schwarz Stiftung sowie einigen weiteren Spendern.

Das Hospital ist mit Röntgen, Ultraschall und Labor ausgerüstet. Es hält eine Reihe von 2-Bett-Zimmern bereit, in denen auch Angehörige übernachten können. Die medizinische Versorgung der Sherpas ist kostenlos. Ein Schwerpunkt ist die Geburtshilfe, wodurch die Kindersterblichkeit deutlich gesunken ist. Dr.Kami, der selbst Sherpa ist, wird unterstützt durch einen Arzt und 7 medizinische Hilfskräfte. Sehr beeindruckt hat uns das Engagement von Dr. Kami und die hier gegebenen Möglichkeiten der medizinischen Versorgung auf fast 4.000 m Höhe ohne Infrastruktur.

In Khumjung besichtigen wir auch den berühmten Skalp des Himalya Yetis. Die alten Einwohner glauben, dass es ihn hier gegebenen hat. Ob wir ihn auf unserem Weg vielleicht doch noch treffen werden?

 

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

07.04.2012 Angekommen in der Bergwelt des Himalayas

 

Eberhard hat heute das Frühstück verschlafen, das liegt daran, dass er bereitds keine Uhr mehr benutzt. Trotzdem bekam er noch 5 Minuten vor Abmarsch sein Frühstück mit Marmeladenbrot und heißen Tee.

Der Weg führt uns von Phakding auf 2.610m nach Namche Bazar auf 3.450m. Es ist eine der längsten Tagesrouten auf dem Weg zum Base Camp mit rund 8 Stunden Gehzeit. Unterwegs geht es über die spektakuläre Hillary Bridge, die den Dudh Koshi (Milchfluß) genau da überquert, wo der Bothe Kosi einmündet.

Auf dem Weg fragt uns keiner nach der Zeit eher danach, wo kommst du her, wie die vier Mädels aus Thailand, die mit typisch asiatischem Lächen freundlich grüßen oder die fünf Trekker aus England, die sich schon auf das nächste Fußball-Länderspiel gegen uns Deutsche freuen.. Dass die Welt sehr klein ist, zeigt sich auch daran, dass wir hier unvermmittelt Paul`s Freund Fernando Grajales aus Argentinien treffen. Fernando ist ein drahtiger, schwarzgelockter Mittdreißiger aus Mendoza. Zusammen mit ihm war Paul zweimal auf dem Aconcagua. Wir werden ihn im Everest Base Camp wiedersehen.

Unser Treck nach Namche scheint unendlich zu sein; trotzdem fragen wir beide nicht mehr: wann kommen wir an oder wie weit ist es noch. Wir wissen, dass wir mit Gelassenheit und der Kraft unserer Beine das nächste Etappenziel erreichen werden. Die neben uns aus den Wolken auftauchenden Berge erreichen schon über 6.000 m Höhe. Ihre Eiskappen zeigen uns, dass wir am Fuße der höchsten Berge der Welt eingetroffen sind. Jetzt fühlen wir uns angekommen in Nepal.

 

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

07.04.2012 Flug Kathmandu nach Lukla

 

Heute Morgen stand der spektakuläre Flug von Kathmandu nach Lukla an. Obwohl es in der Nacht bis 02:00h geregnet hat, strahlte der Himmel am Morgen in hellblau. Um 08:30 h war es dann soweit: die mit 14 Personen besetzte – 10 davon aus unserer Trekkinggruppe – und mit schwerem Gepäck beladene 2-motorige Maschine hob vom Airport Kathmandu ab und wenige Minuten später war die Flughöhe von 3.600m erreicht. Als Fluggast bekommt man die „Arbeit“ der beiden Piloten „live“ mit, da man ihnen über die Schulter schauen kann. Mit höchster Anstrengung beobachten sie das Gelände unter uns und vor allem das Wolkenbild, denn es wird immer diesiger und wolkiger. Gleichzeitig bedienen sie mit den Händen viele Knöpfe über, vor und neben sich und ab und zu ist Fußeinsatz an diversen Pedalen gefragt. Die schon älter aussehende Maschine hängt gut am Gas sprich die beiden Propeller-Motoren reagieren sofort auf Schubveränderungen.

Je höher wir kommen, um so schlechter wird die Sicht …..und die ist das wesentliche Kriterium für eine erfolgreiche Landung, denn „automatische“ Landung hier in den Bergen ist unmöglich – das handwerkliche Geschick der Piloten ist trotz eingeschränkter Sicht gefragt. Nach 30 Minuten beginnt bereits der Landeanflug; wir gehen runter auf 2.900 m und nach einigen Kurven taucht rechts vor uns ziemlich plötzlich die Landebahn auf: sie ist weltweit eine Besonderheit und gilt gleichzeitig als eine der gefährlichsten: 500m kurz, 15% nach oben geneigt und am Ende eine Felswand. Kaum haben wir sie gesehen, ist das Flugzeug schon kurz vor dem Aufsetzen und es folgt eine brutale Vollbremsung und wenige Augenblicke später steht der Flieger fast und rollt unter dem lauten Beifall aller Mitflieger nach rechts vor das kleine flache Flughafengebäude.

Innerhalb von 7 Minuten ist die Maschine ent- und schon wieder neu beladen mit Trekkern, die von Lukla nach Kathmandu zurück wollen.

Foto: Landeanflug Lukla

 

Uns empfangen Ang Chuldim Sherpa unser Tourguide und Jambu Sherpa sein Assistent, die uns nun zum Base Camp und die Gruppe dann später wieder nach Lukla zurückführen werden. Unsere 1. Trekkingetappe von Lukla auf 2.840m nach Pakding auf 2.610m führt über gut begehbare Wege durch kleine Dörfer, vorbei an weiß und rot blühenden großen Rododenron-Sträuchern. Bald erreichen wir die erste Hängebrücke. Einer guten Tradition folgend befestigen wir einen gelben Friedensschal am Drahtgeländer, halten kurz inne begleitet von dem Wunsch nach einer unfallfreien und erfolgreichen Bergtour. Später kommen uns erste Yaks entgegen, die hier im Solokhumbu die wichtigsten Transportmittel sind. Nach insgesamt 4 Stunden Gehzeit erreichen wir die schöne Jo`s Garden Lodge direkt am Dudh Koshi gelegen , einem wilden und lauten Himalaya-Fluß. Am Abend gehen die Temperaturen auf 5°C zurück, was die wohlige Wärme der Schlafsäcke besonders angenehm zur Geltung bringt.

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

10.04.2012 Dorfleben im Khumbutal

 

Das Volk der Sherpas ist ursprünglich ein Volk von Farmern. Das sieht man auch heute noch bei unserer Trekkingtour hoch ins Khumbutal. Die jungen Bauernsöhne finden im Dorf keine Arbeit, sind daher arm und arbeiten als Träger für Trekker und Bergsteiger. Unsere Träger sind sehr jung und tragen schwere Lasten. Einige von ihnen schaffen es, Guides zu werden oder Lodges zu betreiben.

Wie zuhause ist auch hier jetzt die Zeit der beginnenden Aussaat. Unser Sherpa-Guide Chuldim erzählt, dass er auch in diesen Höhen zwischen 3. und 4.000m Erbsen, Möhren, Bohnen, Kohl, Zwiebeln, Lauch, Kartoffeln, Getreide, Mais, usw. anbaut. Besonders hat er sich mit seiner Frau gefreut über unser Geschenk von deutschem Saatgut.

Auf den Feldern sieht man z.Zt. nur Frauen, weil die meisten Männer mit Trekkern in den Bergen unterwegs sind. Wir sehen sie auch an Bächen oder Flüssen ihre Wäsche auf großen Steinen wie seit alters her waschen. Überall trocknen saubere Wäschestücke auf Steinen, über Hecken und auf Leinen.

Auch Kinder helfen mit bei der Feldarbeit und beim Hüten von Kühen und Yaks. Andere kleine Kinder spielen mit einfachem Spielzeug wie Steinen und Stöckchen vor Ihren Häusern. Dabei wundert es uns sehr, dass sie meist ohne Strümpfe und in leichter Kleidung bei Temperaturen unter 10°C draußen verbringen.

Es herrscht Schulpflicht, wobei die Kinder ab 6 Jahren teilweise stundenlange Anmärsche in Kauf nehmen müssen oder wochenlang im Internat wohnen. Immer mehr Kinder besuchen die Secendory School und einige können – unterstützt von ihren Eltern – in Kathmandu oder im Ausland (Philippinen, Australien, Japan oder China) studieren. Durch Sir Edmund Hillary wurde seit den 60er Jahren das Schulsystem im Khumbutal erheblich verbessert.

Besonders beeindruckt sind wir von einem Internet-Cafe, in dem 4 kleine Kinder an Computern spielen. Pauls Anliegen, eine e-mail von seinem Computer zu verschicken, wird von einem 12-jährigen perfekt gemanagt. Der Junge spricht sehr gut Englisch und ist mit dem fremden Computer sofort vertraut. Dieses Beispiel zeigt, dass der Umgang mit neuen Medien von der jungen nepalesischen Generation beherrscht wird.

Die Verbessrung des Lebensstandards scheint sich aber nur sehr langsam zu entwickeln. Alles Material wird entweder durch Yaks oder durch Träger in diese großen Höhen transportiert. Häufig begegnen uns Träger mit großen Kühlschränken, voluminösen Wasserbehältern, schweren Holzbalken, Türen und anderen Materialien. Trotz der schwierigen Lebensbedingungen sind die Menschen stets freundlich und helfen sich gegenseitig.

 

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

11.04.2012 Unterwegs mit den tollen Menschen unserer Trekkinggruppe

 

2 Wochen zusammen auf engstem Raum und unter einfachsten Bedingungen in großer Höhe unterwegs – geht das gut?

Alle haben sich intensiv vorbereitet, aber sind sie auch körperlich fit für 8 -stündige Trekkingtouren bis auf 5.550m? Wird keiner höhenkrank oder bekommt Magen-Darmprobleme von der ungewohnten Ernährung? Sind alle mental für diese herausfordernde Bergtour gut drauf?

Als wir uns in Frankfurt vor dem Abflug trafen, war die Stimmung prima. Wer sind „wir“? Acht Deutsche, überwiegend aus Süddeutschland, 2 Frauen und 6 Männer im Alter zwischen 48 und 74 Jahren und Eberhard und Paul als Tour-Guide und Tour-Doktor. Tourveranstalter ist das Hubert-Schwarz-Zentrum, Büchenbach. Unser Ziel ist das Erreichen des Mt.Everest Base Camp (5.400m) und die Besteigung des Kala Patthar (5.550m). Dazu müssen wir in der Lage sein, mehrere Tagesetappen von bis zu acht Stunden und teilweise über 1.000 Höhenmetern zu schaffen.

Inzwischen sind wir auf über 4.000m angekommen. Alle sind gut drauf und haben die bisherigen Anstrengungen gut weggesteckt. Gerade haben wir einen höhenmedizinischen Vortrag einer neuseeländischen Arztin gehört. Sie arbeitet mit 2 Kolleginnen 3 Monate lang in dieser Höhe. In dieser Zeit werden sie über 200 Einheimische und Trekker an Symptomen von Höhenkrankheiten behandeln. Wir sind froh, dass wir nur Zuhörer und keine Patienten sind. Jetzt zahlt sich die gute Vorbereitung aller „unserer“ Teilnehmer aus.

Trotz unterschiedlichem Alter, Herkunft und Beruf sind wir ein gutes Team mit gegenseitiger Rücksichtsnahme, Unterstützung und Motivation in schwierigeren Situationen. Obwohl wir häufiger „schnaufen“ müssen, bleibt beim Aufstieg genügend Luft für ernste und heitere Gesprächsthemen.

Wir haben noch einige Höhepunkte vor uns: In 2 bzw 3 Tagen wollen wir auf dem Kala Patthar stehen und danach das Mt.Everest Base Camp besuchen. Dort verabschieden sich dann Eberhard und Paul von dieser tollen Truppe, um die Mt. Everest-Besteigung zu beginnen.

Auf dem Rückweg werden 3 Teilnehmer dann noch den 6.189 m hohen Island Peak, den sie schon respektvoll erwarten, besteigen. Wir werden zu dieser „unserer Truppe“ vom Mt. Everest aus noch Kontakt halten, bis sie vor uns Nepal verlassen hat.

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

13.04.2012 Fanpost für Alemannia Aachen aus dem fernen Himalaya

 

Obwohl bei unserer Tour in den Höhen des Himalayas die Unterstützung unserer Gruppe bei der Besteigung eines 5.000er und die Erreichung des Mt. Everest Base Camp auf 5.400m zur Zeit im Mittelpunkt steht, verfolge ich natürlich mit Spannung Alemannias Kampf gegen den Abstieg. Als uralter Alemannia-Fan und Mitglied von Alemannia Aachen geht es mir dabei nicht nur um den sportlichen Verbleib in der 2.Liga sondern um viel, viel mehr.

Heute haben WIR unser 1. Ziel erreicht und waren mit Genuß, aber auch mit sehr hohen Kraftanstrengungen auf dem Gipfel des Kalla Patthar auf 5.550m. Der älteste Teilnehmer ist 74 Jahre alt.

Ich habe die enormen körperlichen und mentalen Anstrengungen unserer Tour-Mitglieder im manchmal kalten und wenig komfortablen Umfeld des Hochgebirges als tägliches Erlebnis vor Augen. Unsere Tourmitglieder gehen häufig an ihre persönlichen Grenzen! Tun das die Alemannia-Spieler auch, die das von Berufswegen tun müßten und die dafür gut dotiert werden? Neben dem sportlichen Verbleib in der 2.Liga geht ja – noch wichtiger – um den Erhalt von Arbeitsplätzen, den Bestand einer sozial/emotional wichtigen „Instituion“, eines starken Werbeträgers für die ganze Region und nicht zuletzt um die Vermeidung des Verlustes öffentlicher Gelder. Ich gehe davon aus, dass die Spieler dies erkannt und komplett verinnerlicht haben. Wenn sie absteigen, wird der Mangel ihnen stets anhängen und wenn die Alemannia in letzter Minute „gerettet“ wird, gehört dieser „Erfolg“ paradoxerweise mit zu den positiven Ereignissen ihrer Karrieren.

Das anliegende Foto von heute mit der Alemannia-Fahne auf über 5.000m Höhe und mit dem Mt. Everest im Hintergrund, verstehe ich als meinen persönlichen Fan-Support aus dem fernen Himalaya.

Paul Thelen

 

 

13.04.2012 Unser 1. Gipfel

 

Welche Kleidung trägt ein Marathonläufer auf über 5.000m Höhe bei Temperaturen von unter 0°C? Kurze Hose, T-Shirt und natürlich keine Handschuhe. Wir werden Zuschauer eines Mt. Everest Marathons, der in der unglaublichen Höhe von 5.100m gestartet wird und zum Ziel Lukla auf 2.800m führt.

Den Marathon-Läufern entgegen gehend haben wir einen langen Anmarsch hinauf nach Gorap Shep auf 5.130m vor uns. Trekker und Yak-Karawanen bevölkern die Route. Bald beginnt rechts von uns der Khumbu-Gletscher, der uns bis in die Höhen des Mt. Everest begleiten wird. Weiße Eisfelder wechseln sich mit Schotter ab. Es geht unendlich bergauf- und bergab und in der Gletscherwelt scheint keine menschliche Siedlung mehr möglich zu sein. Trotzdem tauchen plötzlich vor uns die höchsten Steingebäude der Erde auf: wir sind in Gorap Shep auf 5.130m.

In unserer Gruppe machen sich Symptome einer Höhenkrankheit bemerkbar. Trotzdem erreichen 8 von 10 gegen 14:30h den 5.550m hohen Kala Patthar, unseren 1. Gipfel. Bei wolkenfreiem Wetter haben wir einen exklusiven Blick auf das unter uns liegende Everest Base Camp sowie auf den 1. Teil der Aufstiegsroute über den gefährlichen Khumbu-Eisfall. Die Gipfelpyramide des Mt. Everest ist hoch oben links vom Nuptse erkennbar.

Später sitzen wir im geheizten Gemeinschaftsraum der Lodge, rundherum wird an Computern gearbeitet, Fotos betrachtet und Tagebuch geschrieben. Dies ist der letzte gemeinsame Abend mit unserer Gruppe, die uns morgen noch bis zum Base Camp begleiten wird.

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

14.04.2012 Angekommen

 

Leise rieselt der Schnee und erzeugt eine fast weihnachtliche Atmosphäre – 17:00h wir haben unsere Einzelzelte bezogen und wärmen uns in den dicken Daunenschlafsäcken.

Hinter uns liegt der morgendliche Aufstieg von Gorak Shep (5.130m) zum Mt. Everest Base Camp auf 5.365m. Bis hier hat uns unsere Gruppe begleitet und wird im Gemeinschaftszelt unserer Eco-Everest-Expedition 2012 mit Tee bewirtet. Der Abschied von unserer Gruppe, die jetzt wieder nach Gorak Shep zurückgeht, fällt uns nicht leicht. Chuldim, der nepalesische Führer, „segnet“ uns mit einem gelben Gebetsschal. Mit herzlicher Umarmung verabschieden wir uns von jedem einzelnen Teilnehmer unserer Trekkinggruppe.

Jetzt beginnt für uns ein neuer Abschnitt. Herzlich willkommen werden wir von Pertemba, dem Base Camp Manager, den wir schon von Khumjung her kennen. Er zeigt uns unser zuhause für die nächsten Wochen: Küchenzelt, gemeinschaftliches Essenszelt, Versorgungszelt, Kommunikationszelt und die 19 Einzelzelte für die 16 Mt.Everest- und 3 Lhotse-Besteiger .Vor uns sind schon einige Inder eingetroffen, die uns freundliche „Antrittsbesuche“ in unseren Zelten abstatten und Gia, ein sympathischer Georgier.

Den 1.Abend verbringen wir im Essenszelt zusammen mit den Indern und mit Gia. Wir fühlen uns schon ein wenig zuhause hier im Base Camp in der freundlichen Atmosphäre wohl ausgelöst durch die ruhig-charistmatische Persönlichkeit von Pertemba, dem berühmten 66-jährigen Sherpa und der kameradschaftlichen Freundlichkeit der Inder und von Gia, dem Georgier. Aber, von anderen Everest-Besteigern wissen wir: der lange Aufenthalt hier im Base Camp zehrt am „seelischen Gleichgewicht“. Wie wird es uns ergehen?

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

17.04.2012 Wintercamping in über 5.300m

 

Wer hat Lust auf Camping? Auch bei -11°C in der Nacht, auf Blankeis mit losem Schotter, hügeliges und unbefestigtes Gelände, das Toilettenzelt in 20m Entfernung, dumpfes Grollen von abgehenden Lawinen, Wasserrinnsale unter dem Zelt, Wäsche, die direkt nach dem Waschen gefriert? Das ist unser Zuhause für die nächsten Wochen.

Die Tage sind durch Essenszeiten strukturiert: 08:00h Frühstück, 13:00h Lunch, 19:00h Abendessen immer im Gemeinschaftszelt. Dazwischen Rundgänge im Base Camp (Fläche: ca. 1.000m x 500m) und Besuche bei anderen Expeditionen, Akklimationsaufstiege bis auf 5.700m zu den umliegenden Bergen und Eiskletter-Training an den hohen Eissäulen des nahen Khumbugletschers,

Tagsüber ist es ziemlich warm – im Zelt bis 30°C; die Nächte lausig kalt bisher bis -11°C. Sie dauern 12 Stunden, da wir schon gegen 20:00h in die Schlafsäcke gehen und erst wenn die Sonne unsere Zelte erreicht, gegen 07:30h aufstehen.

Im Gemeinschaftszelt lernen wir allmählich alle anderen Teilnehmer immer besser kennen. Zu den Indern und Gia, dem Georgier sind noch 2 Amerikaner dazugekommen. Neben Persönlichem kommen wir immer wieder auf Themen aus Weltpolitik, Sport, Religion, Kultur, Umwelt, usw. zu sprechen.

Schon jetzt erkennen wir immer mehr für uns selbst die Wichtigkeit einer persönlichen, inneren Balance über die Zeitdauer des Aufenthaltes hier am Mt. Everest. Dabei spielt der regelmäßige, persönlich/telefonische Kontakt zu unseren Familien zuhause eine entscheidende Rolle. Wir sind dankbar, dass das Telefonieren gut funktioniert und zudem noch recht preisgünstig ist.

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

18.04.2012 Einer, der mit uns auf den Everest geht

 

Bekanntlich ist unsere EEE 2012 international. Heute wollen wir Euch einen Teilnehmer etwas näher vorstellen: Gia aus Georgien, der erste, den wir im Base Camp getroffen haben. Er ist eine ganz besondere Persönlichkeit: geboren 1960, verheiratet, zwei Kinder, wobei er froh ist, dass keiner Bergsteiger geworden ist, zwei Enkelkinder und Dr. der Archäologie.

Sein persönlich wichtigstes Anliegen ist die Unabhängigkeit seines georgischen Volkes. Deshalb ist er in verschiedenen politischen Gremien aktiv, u.a. als Vorsitzender der demokratischen Partei Georgiens, als Fraktionsvorsitzender dieser Partei im georgischen Parlament sowie als Vorsitzender des Antikrisen-Councils Georgiens. An seinem Zelt weht immer die georgische Flagge im Wind.

Gia dürfte der erfolgreichste Bergsteiger Georgiens sein. Seit 1977 ist er auf der ganzen Welt unterwegs. Er hat 12 x 7.000er bestiegen, 8 x 8.000er, darunter den Mt. Everest zweimal von der Nordseite. Seit 2001 ist er Vorsitzender der IMA (International Mountaineering Association). Gia ist auch als Schriftsteller und Fotograph bekannt; so hat er ein Buch mit dem Titel „13 Stories“ geschrieben, Dokumentarfilme produziert, eine umfangreiche Chronik der georgischen Bergsteigergeschichte angefertigt, Fotoausstellungen organisiert, den Bildband „Big Mix“ herausgegeben und eine Monographie über archäologische Themen veröffentlicht.

Auch er unterstützt die Ziele der EEE-2012.

Auf die Frage, wie er sich auf diese Mt. Everest-Besteigung vorbereitet hat, antwortet er trocken: durch das Einpacken von 2 Flaggen: der georgischen Nationalfahne und einer Flagge mit der Botschaft: Georgia Without Occupants“

Eberhard Schaaf Paul Thelen

 

 

19.04.2012 Noch Zwei, die mit uns auf den Everest gehen

 

Beeindruckt sind wir von der Gruppe der 6 Inder, darunter besonders von den beiden 25-jährigen Frauen Nandi und Binita, die wir hier näher vorstellen.

Nandi kommt aus einer 4-köpfigen Familie, die in Südindien in der Nähe von Banglori lebt. Ihr Vater ist Konstrukteur und ihr Bruder arbeitet bei ihm. Sie selbst ist IT-Managerin im Fachbereich „business developement“.

Sie betreibt mehrere Sportarten: Volleyball, Jogging und besucht regelmäßig ein Fitness-Studio.

Schon im Alter von 17 Jahren hat sie davon geträumt, einmal den Mt. Everest zu besteigen. Ihre Sehnsucht nach den Bergen empfindet sie als „emotionalen Kontakt zur Natur“ und als „Verbindung zu Gott“.