04.04.-26.04.2011 Nepal Trekking

 

Tourenbericht Nepaltrekking
mit Mt.Everest Basislager

24 tägige
Trekkingtour mit Besteigung Kala Pathar 

Veranstalter Hubert
Schwarz

04.04. – 26.04.2011

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04.04.2011
(Frankfurt
–> Katmandu)

Wir sind eine „Viererbande“ mit im
Durchschnitt klassischem Pensionärsalter von 65 Jahren: Rosi ist mit 50 die
Jüngste, dann komme ich mit 67, gefolgt von Peter, Berlin mit 70 und Peter, Leonberg,73.
Abends gegen 22:00h hebt die Boeing 777 der Indian Airlines, Partner der Star Alliance
und daher sowohl vertrauenserweckend als auch unser LH-Meilenkonto füllend, in
Frankfurt ab. Bei einem Glas Rot- oder Weißwein probieren wir die scharfgewürzte
indische Bordverpflegung, die für uns aber ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Da
in der Maschine ca. 1/3 der Sitze freibleiben, können wir es uns anschließend gleich
bequem machen – ohne den Nebenleuten zu sehr auf die „Pelle“ zu rücken – und
jeder von uns schafft einige Stunden Schlaf..

 

05.04.2011
(Ankunft in Katmandu)

Nach 7 Stunden Flug erreichen wir zur
Ortszeit morgens gegen 07:30h  Delhi/Indien.
Der Flughafen ist sehr modern eingerichtet und er passt gar nicht zu den slum-ähnlichen
Wohnverhältnissen rund um den Flughafen, die wir  beim Landeanflug beobachten können.

Nach mehreren Stunden Aufenthalt geht es dann
nach Mittag weiter – ebenfalls mit Indian Airways – nach Katmandu. Vom Flugzeug
aus können wir einige schneebedeckte Berge kurz vor der Landung im Talkessel des
Katmandutales sehen. Die Geschäftigkeit der Stadt nimmt uns gleich beim
ziemlich langen Koffersuchen auf dem Flughafen ein, welches allerdings nach
vielen endlosen Runden des Gepäckbandes doch mit dem Erfolgserlebnis endet,
dass alle Koffer da sind.

Katmandu liegt im flachen Südteil Nepals am Fuß
des Himalayas auf etwa 1.350m Höhe und hat neueren Quellen zufolge über 3
Millionen Einwohner. Der Katmandu Airport befindet sich südwestlich der Stadt.
Der erste Eindruck der nepalesischen Hauptstadt auf der Fahrt zum Hotel auf der
anderen Seite der Stadt ist überwältigend: Gerade aus der westlichen
„Zivilisation“ kommend, ist der Kontrast zu unserer Vorstellung von „Großstadt“
kaum beschreibbar. Katmandu ist laut, schmutzig, viel zu viele Autos,
Motorräder, Fahrräder, Fußgänger, die sich alle für unsere westlichen Augen zu
einem unbeschreiblichen Gewimmel chaotisch vermischen, unzählige Kleingewerbe,
die ihr „business“ meist auf den staubigen Straßen in kleinen, offenen Läden
und Werkstätten ausüben, hin und wieder auch der eine oder andere westliche,
langhaarige und inzwischen dickbäuchige Althippie der 60er Jahre; andererseits
überall freundliche Menschen und wie wir später noch sehen werden, spirituelle
und geistige Hochburg für Hindus und Buddhisten, gesegnet mit einer großen Ansammlung
hinduistischer und buddhistischer, jahrhundertealten Tempeln und Heiligtümern.

Es ist so spät geworden, dass wir den Tag
ohne weitere Aktivitäten mit dem Abendessen im Hotel Vajra und einem kühlen Bier ausklingen lassen.

 

06.04.2011
(Eingewöhnung Katmandu / Besuch in Bhaktapur)

Unser Hotel Vajra liegt direkt unterhalb des Swayambhunath-Stupa-Hügels,
einem der Wahrzeichen der Stadt. Dorthin führt uns der erste morgendliche Spaziergang.

 

Hier tauchen wir schon einmal ein in die
hinduistische Welt, denn wir beobachten trotz der frühen Morgenstunde schon
einige Pilger und Gläubige an den verschiedenen Tempeln und Opferstätten
andächtig betend. Oben auf dem Stupa-Hügel haben wir einen tollen Blick auf die
Stadt, die unter uns in einem dunstigen Gemisch aus Morgennebel und Abgasen
ihre große Ausdehnung – umrahmt von 2.000m hohen Bergen – erahnen lässt

 

Gegen 10:30h machen wir uns dann auf nach Bhaktapur,
der alten Hauptstadt Nepals. Für die ca. 30 km benötigen wir gut 11/2 Stunden,
um uns mit unserem Taxi durch den unbeschreiblichen Verkehr zu kämpfen. In
Bhaktapur werden wir allerdings reichlich belohnt: völlig anders als in Katmandu
finden wir hier bei Betreten des Durbar Square einen sauberen, sehr
beeindruckenden Kulturbereich vor, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben
wurde  und der geradezu zum Genießen
dieses fernöstlichen Kleinods einlädt. Bei herrlichem Wetter schlendern wir
über diesen märchenhaften Platz mit seinen Pagoden und Tempeln und sind
beeindruckt von der Baukunst früherer Jahrhunderte und fotografieren alles, was
uns so vor die Linse kommt. In direkter Nachbarschaft des Durbar Square
besuchen wir auch den Pottery Market,
wo wir die Herstellung, Verzierung und das Brennen von Tonkrügen in unterschiedlichen
Formen, Größen, Farben und Verwendungsmöglichkeiten beobachten können. Zur
Mittagspause begeben wir uns auf ein Dachrestaurant, von wo wir den Durbar
Square am Rande der Altstadt übersehen können: den alten Königspalast mit dem
Palastteil der „55 Fenster“, das Goldene Tor, den Schlangenteich und vieles mehr.

 

Später kaufen wir noch das eine oder andere
Souvenir und einige Postkarten ein, da wir hier ein wesentlich ruhigeres Umfeld
vorfinden, als im hektischen und lauten Katmandu.

Nachmittags relaxen wir im roof-top des Vajra-Hotels
bei Apple Pie und Cappuccino und genießen die noch warme Nachmittagssonne.

 

07.04.2011
(Flug Katmandu
–>Lukla (2.840m)–>Trekk nach Phakding (2.610m)

Wir müssen sehr früh raus, denn heute geht es
ab in die Berge! Um 04:00h ist bereits Wecken und um 05:30h gehören wir zu den
Ersten am Flughafen. Schon geht es hier ziemlich „busy“ zu. Trekker und Bergsteiger
aus aller Welt checken hier bei den 3 Airlines ein, die mit kleinen
Zweipropellermaschinen nach Lukla fliegen. Unsere airline „Sita“ startet ziemlich
pünktlich – wir sitzen um 06:45h im ersten Flugzeug, welches heute von Katmandu
nach Lukla startet. Zusammen mit 10 anderen Passagieren sitzen wir 4 ganz vorne
und können dem Piloten und seinem Co aus nächster Nähe über die Schulter zusehen.
Wir fliegen mit einer bestimmt mehr als 25 Jahre alten Maschine. Der
„Ganzkörpereinsatz“ des Chef-Piloten ist beeindruckend – er bedient mit beiden
Füßen 2 Pedale und drückt, dreht, zieht gleichzeitig mit beiden Händen eine
unübersehbare Anzahl von Knöpfen, Schiebern und Schaltern über ihm, vor ihm,
neben ihm und hinter ihm. Vibrierend und mit laut brüllenden Propellermotoren
bringt er die Maschine, beladen mit 14 Passagieren, einer Stewardess, Pilot und
Co-Pilot und einer Menge Gepäck schon nach kurzem Anlauf in die Luft. Der Pilot
ist hochkonzentriert, denn er ist der Erste heute Morgen, der die
Sichtflugbedingungen nach Lukla erkundet. Es ist sehr diesig und für meine
Begriffe sind die Flugbedingungen „grenzwertig“. Natürlich wissen wir, dass
hier nur absolute Profis fliegen und vor und während des Fluges ein ständiger
Kontakt zu Lukla besteht, um die dortigen Sicht- und Windverhältnisse permanent
zu kommunizieren.

Noch nie habe ich so deutlich wie auf diesem
Flug gespürt, wie sehr die Sicherheit unserer Gruppe so direkt vom Piloten und
der technischen Zuverlässigkeit dieser uralten Maschine abhängt.

Wir steigen laut meinem Höhenmesser
allmählich auf eine Höhe von 3.400m, was auch notwendig ist, da die Berge, auf
die zu- und dann später hineinfliegen, immer höher werden.

Die unter uns vorbeiziehende Bergwelt ist im
Dunst nur schemenhaft zu erkennen. Hin und wieder kommt uns die eine oder
andere Felsflanke ziemlich nahe, aber der Pilot kennt diese Konturen natürlich
wie „seine Westentasche“. Das letzte „highlight“ des Fluges ist die Landung:
Ich kann vor uns die Landebahn ganz deutlich erkennen. Sie ist 550m kurz und
steigt um 15° an und das besondere: am Ende ist eine Felswand. Der Pilot setzt
hart auf und bremst sofort brutal, mit mechanischer Bremse und Schubumkehr. Die
ansteigende Landebahn verzögert zusätzlich und weit vor der Felswand rollt die
Maschine aus.

 

Am „Boden“ muss nun alles schnell gehen;
Ausladen unseres Gepäckes und kurze Zeit später sitzen die nächsten 14 zum Flug
nach unten schon wieder in der Maschine und wir beobachten den Start die runway
„hinunter“. Inzwischen hat sich auch unser Guide Ang Chuldim Sherpa, kurz Chuldim, der uns die nächsten 14 Tage
führen wird, bei uns eingefunden. Nach einer Tasse Tee in der nahegelegenen
Paradise Lodge lernen wir auch Jangbu
Sherpa
, den Assistent Guide und Sandra,
unseren Koch am Island Peak sowie unsere 3 Träger kennen. Die 3 müssen jeder
etwa 40 kg (!!) tragen – jeweils 2 x ca.13kg schwere Seesäcke von uns, dazu unsere
Kletterausrüstung für den Island Peak plus noch die eigene, persönliche
Ausrüstung der Träger selbst. Die drei sind kräftige, aber schmächtige junge
Kerle, der Jüngste erst 16 Jahre alt.

In der Paradise Lodge stelle ich plötzlich
fest, dass ich alle 4 Flugtickets für den späteren Rückflug Lukla –>
Katmandu irgendwo verloren habe. Schon fast rührend kümmern sich Chuldim und
das Eigentümer-Ehepaar der Paradise Lodge nebst Sohn um die Auffindung. Mir
wird halb bewusst, dass ich die Tickets bei der Sicherheitskontrolle unten im
Flughafen Katmandu liegengelassen haben könnte. Nach einigen Telefonaten nach
unten können wir aufatmen: genau dort sind sie gefunden worden.

Gegen 08:45h geht’s dann los: wir starten von
der Paradise Lodge auf unsere eher leichte erste Etappe, denn von Lukla auf
2.840m geht es abwärts nach Phakding auf 2.610m. Der trail ist überwiegend gut
begehbar, teils mit felsigen Treppenstufen und es bieten sich erste Ausblicke
in das Dudh Kosi Tal, das seinen Namen vom gleichnamigen
Fluss hat, der uns begleitet. Bald kommt die erste größere Hängebrücke in Sicht, die wir, obwohl für uns ungewohnt und daher
auch etwas skeptisch, aber ohne Probleme bewältigen.

 

Schon vorher, aber auch hier sehen wir die
ersten breit-hornigen Kühe, gekreuzt mit Yaks
– in Nepalesisch heißen sie „Phio“ (männliche Tiere) und „Dzum“ (Kühe), denen
wir bereitwillig die Vorfahrt lassen und brav warten, bis sie die Brücke
verlassen haben.

Auf unserem Trekk passieren wir immer wieder
sogenannte Manis – in tibetischer
Schrift eingemeißelte Mantras auf Felsblöcken oder auf Schiefertafeln – diese
umgehen wir immer nach gut-buddhistischer Sitte von links, also im Uhrzeigersinn.

Nach einigen kurzen Pausen, hier und da auch
einmal an einer Gebetsmühle anhaltend und diese immer im Uhrzeigersinn drehend,
erreichen wir nach gut 3 Stunden Phakding.
Hier überwinden wir nochmals eine größere Hängebrücke und sind bald in der
schönen HCR Jo’s Garden Lodge, die
unserer nepalesischen Reiseagentur Asian-Trekking gehört.

Rosi und ich sind heute etwas gehandikapt
durch Montezuma’s Rache, der obwohl in Mexiko beheimatet, auch hier sein
Unwesen treibt. Während die beiden Peter das Abendessen in der geheizten Gaststube
genießen können, müssen wir beide mit Suppe, Toast und Tee vorlieb nehmen.

In den schönen Einzelzimmern der Lodge ist es
ziemlich kalt, mein Thermometer zeigt 10°C, was uns dazu bringt, schon gegen
21:00h die wohlige Wärme des Schlafsacks aufzusuchen.

 

08.04.2011 Phakding (2.610m) –> Namche Bazar (3.450m)

Um 06:30h werden wir von Chuldim mit einer
heißen Tasse „early morning tea“ geweckt. Zum Frühstück um 07:00h gibt es Toast
mit Marmelade und Honig, Eier und Müsli mit Milch. Es ist zwar nicht ganz ein
„deutsches Frühstück“, aber genug, um in den Tag zu starten.

Die Nacht war recht kalt mit etwa 7°C draußen
und 9°C in unserer Unterkunft. Die heutige Tour wird wesentlich anspruchsvoller
als die gestrige. Nach dem Abmarsch um 08:00h folgen wir zunächst dem Dudh Kosi
weiter flussaufwärts. Der Höhengewinn ist nicht sehr groß. Durch Nadel- und
Mischwälder, hin und wieder auch vorbei an großflächigen Rhododendronbüschen,
die um diese Jahreszeit meist rotfarbig in Blüte stehen. Nach gut einer Stunde erreichen
wir die erste hohe Hängebrücke des Tages. Nachdem wir eine entgegenkommende Yak-Gruppe
zunächst einmal vorbeiziehen haben lassen, überqueren wir den unten weiß
schäumenden Dudh Koshi (Milchfluss) über
die leicht schwankende Brücke.

 

Weiter geht es dann, immer noch nur
allmählich Höhe gewinnend bis wir gegen 11:30h auf 2.740m das Eingangsgate zum
Mt.Everest-Nationalpark erreichen. Hier, im Visitors Center, wo wir das permit
für den weiteren Trekk zum Everest Base Camp bekommen, sehen wir uns ein Modell
des gesamten Khumbu-Tales an und bekommen so eine gute Vorstellung von den Profilen
der einzelnen Berge und der gesamten Region. Kurze Zeit später erreichen wir
das „Mt.Everest Guest House“, wo wir das Mittagessen auf der Terrasse in der
Sonne einnehmen.

So gestärkt geht es auf den 2. und wesentlich
schwierigeren Teil der Tagesetappe. Nach einer Stunde Gehzeit und nachdem wir
eine kürzere Hängebrücke überquert haben, sehen wir von weitem schon die
spektakuläre „Hillary Bridge“, die
sich sehr hoch über den Dudh Koshi erhebt, in den hier auch der von Nordosten
kommende Bohte Kosi einmündet. Von
der Brückenmitte flattern viele meist gelbe Fahnen und Schals meterweit im
kräftigen Wind und verleihen der Brücke eine gewisse Mystik. Auf der Brücke
selbst, die etwa auf 2.900m liegt, herrscht starker Verkehr. Viele Trekker und
Yaks wollen her- und hinüber. Wir warten eine Yaks-freie Zeit ab und genießen
dann beim Überqueren den spektakulären Ausblick auf die beiden Flüsse und die
umliegenden Täler und Berge.

Nach der Brücke steigt das Gelände jetzt steiler,
in manchen Passagen auch sehr steil und über längere Zeit an. Obwohl wir den
ganzen Tag schönes, sonniges Wetter hatten, ist der Himmel jetzt in Richtung
Norden bedeckt, so dass wir von dem bald erreichten ersten Aussichtpunkt auf
den Mt.Everest nur den grauen Himmel sehen können. Von hier ist es jetzt noch 1
Stunde bis zum Ziel Namche Bazar (3.450m),
das wir um 16:00h erreichen.

 

Namche Bazar ist mit seinen ca. 1.000
Einwohnern der größte Ort hier im Khumbu-Tal und bietet neben vielen Läden, in
denen es fast alles zu kaufen gibt, Post, Bank, viele Internetcafés, unzähligen
Lodges und noch mehr Souvenirläden insbesondere auch eine German Bakery, die
wir aber leider heute nicht testen können. Den Abend verbringen wir im
Restaurant unserer Camp de Base Lodge.

 

09.04.2011
 Namche Bazar(3.450m) –>
Khumjung (3.780m)

Heute Morgen ist es nicht besonders kalt,
etwa 11°C. Gestern Abend hat es leicht geregnet und die Wolkendecke hat die
Temperaturen in der Nacht wohl nicht sehr weit absinken lassen. Jetzt sind nur
wenige Wolken am Himmel und der Tag beginnt verheißungsvoll. Um 07:00h werden
wir wieder mit einem heißen „early morning tea“ geweckt. Dann wärmen wir uns im
Restaurant bei einem kräftigen Frühstück auf. Um kurz nach 08:00h sind wir
abmarschbereit für eine heute etwas leichtere Etappe. Bei nahezu blauem Himmel
sehen wir von der Lodge aus den mächtigen Thamserku,
mit gut 6.600m quasi der Hausberg von Namche Bazar. Zunächst klettern wir auf
einen Aussichtpunkt hinauf, nahe einem Militärposten, oberhalb Namche Bazar’s. Als
wir ihn erreichen, sehen wir – in einen Dunstschleier gehüllt, aber dennoch
leuchtend weiß,  vor uns die Ama Dablam (6.814m). Sie wird in
einigen Reiseführern mit ihrem spitzen Hauptgipfel und einem niedrigeren
Nebengipfel als der „schönste Berg der Erde“ beschrieben.

 

Ama Dablam bedeutet übersetzt so viel wie
„Mutter der Amulette“. Kommt der Name vielleicht daher, weil der niedrigere
Gipfel je nach Perspektive wie ein Amulett „am Hals des Hauptgipfels“ aussieht?

Noch beeindruckt vom Anblick der Ama Dablam,
erreichen wir einige Meter weiter eine andere Stelle des Aussichtspunktes, der
uns ein großes Panorama von Himalaya-Gipfeln eröffnet. Zum ersten Mal sehen wir
von hier den schwarzen Gipfel des 8.848m hohen Mt.Everest, der uns sein Sud-West-Face zuwendet. Rechts neben dem
Mt.Everest erkennen wir den 8.516m hohen Lhotse
und links davon den 7.864m hohen Nuptse. Gegenüberliegend von unserem Aussichtpunkt sehen wir auch
den 5.765m hohen „heiligen Berg Nepals“ Khumbila,
der nicht bestiegen werden darf, da er den Göttern als Wohnort vorbehalten ist.

Nachdem wir den Ausblick genug genossen
haben, besuchen wir noch ein kleines Museum, das die Geschichte der Sherpa,
Tier- und Pflanzenwelt des Khumbutales und die letzten 60 Jahre der Besteigung
des Mt. Everest beschreibt.

Dann begeben wir uns auf den eigentlichen Treck
des Tages, nach Khumjung. Zunächst
geht es steil bergan auf eine Höhe von ungefähr 4.000m. Hier haben wir bei immer
noch guter Sicht einen wiederum phantastischen Blick auf Everest, Nuptse und
Lothse und auf die Ama Dablam, die schon ein gutes Stück näher erscheint.

Von hier geht es nun bergab auf guten Pfaden
durch einen Rhododendronwald und gegen 12:00h passieren wir die ersten Häuser
von Khumjung. Der Ort ist sehr sauber, helle Natursteinhäuser mit meist grünen
Dächern und dunkelbraunen, manchmal kunstvoll geschnitzten Fenstern und Türen
aus Holz. Die meisten Häuser haben ein Garten-, Feld- oder Wiesengrundstück,
eingezäunt mit Steinwällen. Hier wachsen hauptsächlich Kartoffeln und in
kleinen Gewächshäusern auch die bei uns bekannten Gemüsesorten. Auf den noch
erst spärlich wachsenden Grasflächen grasen hier und da  Kühe und Pferde.

Nachdem wir in der schönen Himalayan Chain Resort eingecheckt
haben, machen wir uns auf einen Spaziergang zur Hillary School, einer Highschool mit Internat, in der 350 Schüler
aus der näheren und weiteren Umgebung unterrichtet werden. Die Schule wurde
1963 von Hillary gegründet und auch unser guide Chuldim hat ebenso wie heute 2
seiner 3 Kinder hier die Schulbank gedrückt.

Dann geht es weiter zum eigentlich leeren,
nur einmal im Jahr anlässlich eines Festes genutzten Klosters von Khumjung. Gegen eine kleine Spende dürfen wir den
inneren Betraum betreten. Hier befindet sich eine mehrere Jahrhunderte alte
sicherlich sehr wertvolle Bibliothek in Form vieler handgeschriebener Domangs
(= Mantraschriften), außerdem – etwas ungewöhnlich – ein ebenfalls mehrere
Hundertjahre alter, rätselhafter behaarter Yetischädel.

 

In den späteren Gesprächen mit Chuldim
erfahren wir einige Einzelheiten über ihn, seine Familie und sein Volk, die
Sherpas:

Sein ältester Sohn ist 19 Jahre alt; er ist buddhistischer
Mönch und z.Zt. im Kloster von Tengboche, das wir morgen besuchen werden. Ein
weiterer Sohn und eine Tochter – 16 und 15 Jahre alt – besuchen z.Zt. die
Hillary Schule. Die Familie wohnt in Pangboche. Chuldim ist 43 Jahre alt und
hat nach der Highschool noch seine Englischkenntnisse verbessert, dann eine
zertifizierte Ausbildung zum guide abgeschlossen und mit dem Führen von
Trekkinggruppen bzw. der Besteigung von diversen Bergen in Tibet und Nepal begonnen.

 

Das Volk der Sherpas ist vor rund 700 Jahren
aus Tibet herübergekommen (Sherpa = östliches Volk). Heute leben sie nur in
Nepal; es sind ca. 30.000; davon wohnen etwa 3.000 im Khumbutal.

 

Nach dem Klosterbesuch gehen wir weiter in
den Nachbarort Khunde, um dort das Hillary Hospital zu besuchen. Hier
treffen wir Dr.Kami, den Leiter des Hospitales, um ihm eine 200 € Spende –
jeder von uns hat 50 € zur Unterstützung der Arbeit des Hospitales gespendet –
zu überreichen.

 

Dr. Kami zeigt uns zum Dank alle Räume und
Einrichtungen des Hospitales und erklärt uns dazu folgendes:

> Gegründet 1963 durch
Sir Edmund Hillary

> Inzwischen finanziert
durch die Canadische Hillary Stiftung

> Heute mit mehreren
Außenstellen im Khumbutal

> Hauptsächlich zur
kostenlosen medizinischen Versorgung der einheimischen Bevölkerung

> Aber auch für
Unfälle und Höhenkrankheit von Trekkern und Bergsteigern

> Wichtiges Zentrum
für Geburtsvorsorge und Geburtshilfe (nur noch 50% Hausgeburten) im Khumbutal

> Angeschlossen ein
Schulungsraum für medizinische Nachwuchskräfte

 

Wir sind beeindruckt von der Arbeit, die dort
geleistet wird.

 

Am Nachmittag zieht es uns in die Everest
Bakery von Khumjung, wo wir einen gerade gebackenen Apple Pie mit einer Tasse
heißer Schokolade genießen.

 

Wie üblich verbringen wir den Abend in
unserer heutigen Lodge, dem Himalayan
Chain Resort
, in Khumjung. Hier treffe ich am Abend auf Dawa Stefan Sherpa,
dem Leiter der Eco-Everest-Expedition-2011 und seine Gruppe, die jetzt auf dem
Anmarsch zum Everest ist. Eigentlich sollten Eberhard und ich Teilnehmer dieser
Expedition sein,  was aber leider dieses
Jahr nicht geklappt hat. Einerseits bin ich erfreut, die  „fast-Kameraden“ aus USA, Spanien, Indien und
Japan ein wenig näher kennenzulernen, andererseits bin ich aber ein wenig
traurig, dass ich jetzt nicht mit ihnen das Abenteuer der Mt.
Everest-Besteigung angehen kann. Von Dawa erfahre ich viele Einzelheiten zum
Ablauf der Expedition, die für eine eventuelle Teilnahme in 2012 von Nutzen
sein werden.

 

10.04.2011
Khumjung (3.780m)
–> Tengboche (3.860m)

Kurz nach 08:00h verlassen wir bei 10°C die
Himalayan Chain Resort Lodge, kaufen in den kleinen Läden von Khumjung noch
Telefonkarten zum Aufladen unserer nepalesischen SIM-Cards und zur Vorbeugung
beziehungsweise Bekämpfung von Halsschmerzen und „Khumbu-caugh“ die auch hier
berühmten Strepsils. Wir haben gutes Wetter, etwa 15°C und Sonnenschein, hier
und da Wolken, die die Ama Dablam in ständig wechselnden Motiven verschleiern. Die
Ama Dablam begeistert uns immer wieder aufs Neue; sie ist weltweit in ihrer
Form wohl einzigartig: Der Hauptgipfel mit 6.814m ragt wie ein Finger, weiß
glänzend mit seinem Eispanzer vergletschert, in den Himmel.

Beflügelt vom Wissen, dass es erst mal 400m
bergab geht, nehmen wir die heutige Etappe in Angriff. Zunächst führt uns der Trail
durch die letzten, meist grün-bedachten Häuser von Khumjung. Dann tauchen wir
ein in Birken- und Rhododendron-Wälder. Wir kommen schnell voran – ganz
hinunter ins Khumbu-Tal. Hier erreichen wir nach etwa 2 Stunden den Dudh Koshi,
den wir erneut über eine der uns inzwischen vertrauten, aber immer wieder
spektakulären, Hängebrücke überqueren. Obwohl es erst kurz nach 10:00h ist,
machen wir den Lunch Break, da sich hier das letzte Restaurant bis Tengboche
befindet. Nun folgt der härtere Teil der Etappe: 500m Aufstieg vom Flusstal hinauf
nach Tengboche. Nach ein paar Regentropfen
am Anfang klart der Himmel auf und wir können, meist bei Sonnenschein, den
Aufstieg genießen. Manche Passagen, besonders beim Blick ins immer tiefer
verschwindende Dudh Kosi Tal, erinnern uns an den Schwarzwald oder andere
deutsche Mittelgebirge: viel Nadelwald mit vorwiegend Kiefernbestand.

Nach weiteren nur 2 Stunden stehen wir etwas
unvermittelt am Eingang von Tengboche, wo uns ein großer Stupa begrüßt. Nach
dem Einchecken in die Tashi Delek Lodge
und einem kurzen Rundgang durch den kleinen aber unter Nepal-Kennern besonders
wegen des Klosters berühmten Ort, nehmen wir am Nachmittag in der Monastery von Tengboche an einer Buddhistischen  Zeremonie teil. Die Monastery ist die bedeutendste
im ganzen Khumbu-Tal und kultureller Mittelpunkt der Region.

 

Heute sind nur wenige Mönche hier und wir
verfolgen, nachdem die Mönche mit Muscheln, mit denen sie tiefe, laute Töne
erzeugen, zum Gebet gerufen haben, das „Nachmittagsgebet“, also das Beten bzw.
Lesen der Mantras aus der Domang. Domangs sind in tibetischer Schrift
geschriebene alte Mantren. Die Inhalte stammen aus dem 16.Jahrhundert. Damals
wurde eine andere Schrift benutzt und die Mantras wurden inzwischen ins
Tibetische übersetzt und werden heute auf Tibetisch gesprochen.

 

Die Tashi Delek Lodge ist ziemlich
gewöhnungsbedürftig. Die „Zimmer“ befinden sich im Hinterhof. Aufgrund der
schlechten Erfahrung des Vorjahres wollten wir hier eigentlich nicht mehr
übernachten, was aber aus mir unbekannten Gründen nicht geklappt hat. Nach
vielen Telefonaten und nach Einschaltung des MD unserer Agentur haben wir
wenigstens erreicht, dass wir „luxury rooms“ bekommen. Für uns müssen jetzt die
Teilnehmer der Eco-Everest-Expedition-2011 in die „standard rooms“.

Trotz unserer „luxury rooms“ ist Schlaf nur
sehr eingeschränkt möglich wegen der „ungedämmten“ Bauweise der Sperrholzwände;
Hygiene findet nicht statt – es gibt nur ein „umgebautes“ altes blaues Fass als
Waschwasserspeicher, dessen Wasserhahn morgens zugefroren ist; für die etwa
30-40 Gäste stehen 3 nicht besonders saubere Toiletten zur Verfügung und als
krönenden Abschluss gibt es einen Verschlag für hot showers, wovon natürlich niemand
von uns Gebrauch macht.

 

11.04.2011
Tengboche (3.680m)
–> Pheriche (4.240m)

Während der Nacht, einige Male geweckt durch das
unvermeidliche Auf- und Zusperren und Knarren der Holztüren bei den häufigen
Toilettengängen aller Mitbewohner, schlafen wir entsprechend „mit
Unterbrechungen“. Gegen Morgen wird die Geräuschkulisse lauter und so stehe ich
um kurz nach 5:00h auf. Das Thermometer zeigt im „Zimmer“ 0,2°C plus. Es ist
draußen bereits hell und ich gehe hinaus auf den Platz zwischen Lodge und
Monastery. Schon um diese Zeit ziehen mehrere Yak-Karawanen vorbei, teilweise
Expeditionsausrüstung nach Norden zum Everest Base Camp bringend, teilweise
unbeladen neue Fracht aus dem unteren Khumbu-Tal abholend. Die Sonne ist noch
hinter der Ama Dablam verborgen, aber mit jeder Minute wird die Bergwelt um
Tengboche noch grandioser in Szene gesetzt. Es ist etwa 5°C minus, glasklare
Luft und stahlblauer Himmel. Allmählich tauchen die berühmtesten Berge der
Erde, zum Greifen nah, im Norden auf: im Vordergrund die breite Gipfel-Ridge
des Nuptse, rechts daneben der massive Lhotse und dahinter, quasi über beiden
thronend, die dunkle Gipfelpyramide des Mt. Everest. Rechts davon die einmalige
Ama Dablam, östlich von ihrem Hauptgipfel nun die Sonne nach Tengboche hineinscheinend.

Wir starten gegen 08:15h. Es geht zunächst 1
Stunde abwärts hinunter in das Dudh Koshi-Tal. Meist trekken wir durch Rhododendronwälder,
gemischt mit Birken; die Rhododendren blühen hier aber noch nicht, da die
Temperaturen auch nachts regelmäßig unter den Gefrierpunkt fallen. Unten im Tal
überqueren wir den Fluss zum x-ten Mal auf einer der Hängebrücken und dann geht
es aufwärts zum nächsten Ort Pangboche.
Hier lädt uns Chuldim in sein Haus ein. Es ist ein kleines Haus, der Eingang nur
etwa 1,70m hoch. Innen ist es sauber und an den Wänden hängen sehr ordentlich
geordnet viele Kessel und Küchengeräte, die z.Zt. offensichtlich nicht genutzt
werden. Daneben Regale mit ehemaligen Expeditionskisten und großen Taschen, in
denen Kleidung und Haushaltsgegenstände fein säuberlich gelagert werden. Wir
nehmen im „Wohnzimmer“ Platz und Chuldim bewirtet uns mit frischem, heißen Tee.
Dabei erzählt er uns einiges über seine Familie.

Er lebt hier mit Frau und 2 Kindern, Soh