Reisebericht St. Petersburg vom 30.12.10 bis 04.01.11
Leserreise der Aachener Zeitung
30.12.2010 Düsseldorf → Frankfurt → St. Petersburg
Zu der sehr unchristlichen Zeit – in aller Frühe um 03:00h – steht unser Taxi vor der Tür und bringt uns zum Sammelparkplatz, wo wir um 03:15h einen Bus besteigen, der Beate und mich zusammen mit 26 anderen Fahrgästen zum Flughafen Düsseldorf bringt. Um 06:00h besteigen wir die Lufthansa-Maschine nach Frankfurt und von dort geht es nach kurzem Aufenthalt mit der LH gleich weiter nach St. Petersburg.
Kurz vor Ende des 2 ½ stündigen Fluges öffnet sich die Wolkendecke und unter uns werden verschneite russische Dörfer, Wälder und zugefrorenen Seen und Flussläufe sichtbar. Die letzten Minuten vor der Landung folgt der Flieger dem Verlauf der Ostseeküste. Deutlich erkennen wir die von Eisbrechern freigehaltene Fahrrinne, der ansonsten zugefrorenen Ostsee. Schiffe bewegen sich darin „einbahnig” hintereinander fahrend in Richtung „offene” See in nordwestlicher Richtung nach Finnland.
Wenige Minuten vor der Landung überfliegen wir in niedriger Höhe den Peterhof Palast, der sich mächtig in Gelb und Weiß aus der weißen Landschaft abhebt und den wir wenige Tage später noch ausführlich kennenlernen werden. Er vermittelt einen ersten Eindruck von den vielen Bauwerken dieser Art aus der Gründer- und Zarenzeit St. Petersburgs.
Umgehend nach der Landung treffen wir Larissa, unsere russische Führerin, die uns in den nächsten Tagen Ihre Heimatstadt zeigen, die reichhaltige Geschichte erläutern und über Lebensgewohnheiten, Mentalität und Eigenheiten der St. Petersburger erzählen wird.
Als kleine Einführung in das Verhalten als Fußgänger im öffentlichen Straßenverkehr erklärt uns Larissa die Regel: „Es gibt 2 Arten von Fußgängern – die schnellen und die toten” Das will so viel heißen wie: Autos stoppen nie für Fußgänger – auch nicht an Zebrastreifen. Also Fußgänger haben nur eine Chance, wenn sie aufmerksam und schnell die Straße überqueren.
Wir müssen uns zunächst an die trockene, kalte Luft gewöhnen. Es sind minus 7°C, die man hier als ziemlich „angenehm” bezeichnet.
Unser Hotel, das Sokos Hotel Palace Bridge, auf der Vasili-Insel am Newa-Bogen ziemlich nahe am Stadtzentrum gelegen, schmückt sich nach landesüblichen Kriterien mit 5 Sternen. Diese sind aufgrund der modernen, in hochwertig-„westlichem” Standard ausgeführten Einrichtungen verdient. Mit einigen Cafebars, verschiedenen Restaurants, einem gut gefüllten Weinkeller und einem großen Spa-Bereich hat das Hotel eine gemütliche, landestypische und dennoch internationale Atmosphäre. Hier kann man sich wohlfühlen.
31.12.2010 Eremitage und Silvestergala
Im Gegensatz zu gestern geht es heute zu „ziviler” Uhrzeit – nach einem genussvollen Frühstück – um 10:00h mit dem Bus zur Eremitagen. Es sind „nur” minus 3°C und um diese Uhrzeit noch ein bisschen dämmerig. Da die Eremitage so groß ist, dass man – wenn man jedes Ausstellungsstück nur 1 Minute betrachtet – insgesamt 11 Jahre benötigen würde, um alle zu sehen, entscheiden wir uns zum Besuch der wichtigsten „Abteilungen”, alle in der 1.Etage. Die Eremitage, ursprünglich Winterpalast der russischen Zaren, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von Elisabeth I. in barockem Stil erbaut. Der Palast, der heute eines der größten und wohl berühmtesten Museen der Welt ist, hat gigantische Ausmaße: 400 Säle, 1.000 Zimmer, 1.800 Türen, 2.000 Fenster, 117 Treppen und insgesamt 2,8 Mio. Kunstwerke. Neben der reichhaltigen Ausstattung der Räume mit Boden-, Wand- und Deckenmalereien und Mosaiken aus Stein, Stuck, Holz, Teppichen, Tapeten, Farben bewundern wir Hunderte von Kunstwerken. Die berühmtesten sind Bilder von van Gogh, Rembrandt, Monet, Bilder und Plastiken von Leonardo da Vinci und wertvolle Brunnen, Tische, Vasen, die auch als „Gebrauchskunst” verwendet wurden.
Der Winterpalast wurde 1834 bei einem Feuer teilweise stark zerstört, aber dann in knapp 2 Jahren wieder aufgebaut und sieht heute wie „aus einem Guss” aus. Nach dem gut 2 ½ stündigen Museumsbesuch geht es weiter zum Alexander Newski Kloster. Es ist benannt nach dem Fürsten Alexander Newski aus Nowgorod, der 1240 an der Newa die Schweden geschlagen hatte. Rechts vom Klostereingang besuchen wir zunächst den Friedhof, auf dem berühmte Künstler Russlands begraben sind. U.a. sehen wir die Grabstätten des Literaten Dostojewski und des Komponisten Tschaikowski. Danach besichtigen wir die russisch-orthodoxe Klosterkirche, in der gerade ein Gottesdienst stattfindet und in der viele Gläubige andächtig beten.
Einige aus unserer Gruppe begeben sich danach auf einen Spaziergang entlang des Newski Prospektes, der Haupteinkaufsstrasse St. Petersburgs. Sie verbinden damit auch eine Fahrt mit der U-Bahn, bei der einige der berühmten und künstlerisch ausgeschmückten Metro-Stationen tief unter der Stadt besichtigt werden.
Um 21:00h werden wir zum Silvester-Galadinner abgeholt, welches in einem ehemaligen Schloss stattfindet.
In dem großen Ballsaal wird ein festliches Menü aus mehreren Gängen und mit russischen Spezialitäten serviert, dazu Wodka und Krim-Sekt gereicht. Auf einer Bühne gibt es Gesang- und Ballettvorführungen,
so dass die Zeit bis 0:00h wie im Fluge vergeht. Nachdem wir untereinander unsere Neujahrsgrüße ausgetauscht und einer aus unserer Gruppe, die just hier und zu dieser Stunde einen runden Geburtstag feiert, ein obligatorisches Ständchen dargebracht haben, vertreiben wir uns die weitere Zeit bis zum „deutschen Silvester” um 02:00h Ortszeit mit Tanzen und dem Bestaunen weiterer Vorführungen eines Kosakenchores. Zu „unserem” Silvester um 02:00h Ortszeit lassen unsere Gastgeber die deutsche Nationalhymne aus den Lautsprechern erklingen, in die wir sofort stehend einstimmen. Ein sehr schöner Moment, der uns alle ein wenig bewegt.
01.01.11 Stadtrundfahrt, Peter-Paul Festung, Jussupow Palast
Angepasst an die lange Silvesternacht geht es heute erst kurz nach 11:00h los. Auf der halbtägigen Stadtrundfahrt erfahren wir einige Daten & Fakten über St. Petersburg:
- Gegründet 1703 von Zar Peter dem Großen, der für Russland einen (eisfreien) Zugang zum Meer haben wollte
- ca. 5,8 Mio. Einwohner und damit nach Moskau die zweitgrößte Stadt Russlands
- Das Klima ist mild und feucht; keine heißen Sommer, nicht so sehr kalte Winter (Temperaturen z.Zt. bis minus 14°C nachts)
- Zentrum für Wissenschaft & Forschung; über 100 private und öffentliche Hochschulen; 360.000 Studenten
- Überall historische Gebäude aus dem 18. und 19.Jahrhundert; insgesamt über 150 Museen
- Speziell abends und im Winter eine besondere Atmosphäre durch die Beleuchtung von hunderten Gebäuden, Brücken, Türmen, usw. in Kombination mit den großen Schneemengen
- Moskau ist die administrative Hauptstadt mit vielen stalinistischen Bauten, St. Petersburg die historische, sympathische und heimliche Hauptstadt Russlands
- Teure und luxuriöse Einkaufsstätten westlichen Stiles im Zentrum, speziell am Newski Prospekt
- Überall spürbar, dass Russland ein reiches Land war und auch heute wieder auf dem Weg zur Weltmacht ist.
- Putin und Medwedew kommen beide aus St. Petersburg
St. Petersburg war während des 2. Weltkrieges 900 Tage von deutschen Truppen eingeschlossen. Nur ein schmaler Korridor, der von deutschen Flugzeugen beschossen wurde, verband St. Petersburg mit dem Hinterland, welches nicht von deutschen Truppen besetzt war. Während dieser Zeit verhungerte ungefähr die Hälfte der St. Petersburger Bevölkerung; „Werktätige” erhielten pro Tag nur 125g Brot zugeteilt. 30% aller Gebäude wurden zerstört.
Der Name und die Funktion der Stadt änderten sich mehrfach im Laufe der Geschichte:
- Von 1712 – 1918 war St. Petersburg die Hauptstadt Russlands
- 1918, also mit Beginn des Sozialismus/Kommunismus, wurde Moskau (wieder) Hauptstadt
- Von 1703 – 1914 hieß die Stadt St. Petersburg
- Von 1914 – 1924 hieß sie Petrograd
- Von 1924 – 1992 hieß sie Leningrad
- Seit 1992 wieder St. Petersburg
Der Weg unserer heutigen Stadtrundfahrt führt uns zur Peter & Paul Festung. Sie war das erste Bauwerk von St. Petersburg und als militärische Anlage gebaut zum Schutz gegen die Schweden. Wie der Ortskern von St. Petersburg steht auch die Peter-Paul Festung auf Holzpfählen, die notwendig waren, um Gebäude in diesem ehemaligen Sumpfgelände aufzubauen. Die Mauern der Festung sind unvorstellbar dick – bis zu 24m!
Seit dem 18.Jahrhundert werden in der St. Peter & Paul Kathedrale, die sich auf dem Gelände der Festung befindet, viele Mitglieder der Zarenfamilie, den Romanows, darunter vor allem die Zaren beigesetzt. Erst Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Ermordung der letzten Zarenfamilie um Zar Nikolai II im Jahre 1917 öffentlich publik gemacht und inzwischen auch deren Gebeine nach hier überführt.
Auf der weiteren Stadtrundfahrt stoppen wir kurz an der Auferstehungskirche. Nachdem 1881 Zar Alexander II. bei einem Attentat von einem 19-Jährigen ermordet wurde, ließ sein Sohn Alexander III. genau an der Stelle des Attentates die Auferstehungskirche bauen. Die Kirche wurde nach über 20-jähriger Bauzeit 1907 fertiggestellt. Die Türme sind teilweise mit Blattgold und teilweise mit Emaille als Außenhaut verziert. Innen sind über 7.000qm Mosaik verlegt.
Dann geht es weiter zum Jussupow-Palast, der vor der Revolution der reichen Familie Jussupow gehörte. Neben den Kunstschätzen ist dieser Palast berühmt für den „Tatort” der Ermordung von Rasputin im Jahre 1916. Rasputin war ein von weit außerhalb St. Petersburg im Jahr 1906 zugezogener Bauerssohn, der es geschafft hatte, die Bluterkrankheit des einzigen Zarensohnes Alexej, der noch im Kindesalter war, wesentlich zu bessern. Dabei gelang es ihm, auch Einfluss auf die Gemahlin des Zaren, Alexandra, zu bekommen, die praktisch die Regierungsgeschäfte führte, als der Zar Nikolai II. im Krieg (1. WK) das russische Heer führte. Rasputin verfolgte währenddessen das Ziel, die Monarchie in Russland abzuschaffen. Dies wollten aber verschiedene Adelige – unter anderem auch die reiche Familie Jussupow – verhindern und der jüngste Sohn der Familie, Felix Jussopow, töte ihn im Keller des Jussupow-Palastes mit Zyankali und durch Schüsse. Szenen dieser Ermordung kann man heute in einem Wachsfigurenkabinett nachvollziehen.
Am Abend besuchen wir im Theater des Winterpalastes eine Ballett-Aufführung von Tschaikowskis „Schwanensee”, nach allgemeiner Einschätzung unserer Gruppe zwar relativ teuer (70,00 €) aber leider in Tanz und Choreographie nur zweitklassig.
02.01.2011 Peterhof und Stadtbummel
Auf den heute am Sonntag fast autofreien Straßen fahren wir in knapp einer Stunde nach Peterhof, um das Sommerschloß von Peter dem Großen zu besichtigen. Es liegt nordwestlich der Stadt, direkt am Finnischen Meerbusen bzw. der Ostsee. Das Schloß wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört und seit den 50er Jahren – bis heute anhaltend – wieder aufgebaut. Es liegt in einem 120 ha großen Park, umgeben von Gartenanlagen, Blumenbeeten, Baumalleen und 120 Fontänen. Peter ließ es quasi als „Versailles Russlands” erbauen.
Neben dem „Hauptschloß” gibt es auf dem Gelände noch weitere 20 kleinere Schlösser. Neben reich verzierten Esszimmern, Ballsälen, Schlafzimmern – die Wände teilweise mit Seide aus China behangen – ist auch eine Rekonstruktion des Arbeitszimmers von Peter dem Großen zu besichtigen. Im Sommer dürfte dieses Schloss noch wesentlich mehr Ausstrahlung als jetzt im Winter zu bieten haben aufgrund der sehr professionell gepflegten Gärten mit den zahlreichen Wasserspielen.
Am Nachmittag kehren wir im Cafe Singer ein, schlendern in der Abendstimmung über den erleuchteten Newski Prospekt und fahren dann mit der Metro zurück ins Hotel.
Einige Informationen noch zu wirtschaftlichen Daten St. Petersburgs, die uns Larissa übermittelt:
- das Durchschnittseinkommen in St. Petersburg beträgt aktuell 25.000 Rubel /Monat = 700 €
- die Miete für eine ca. 50qm Sozialwohnung beträgt etwa 3.000 Rubel / Monat = 100 €
- die Miete für eine ca. 50 qm private Neubauwohnung beträgt etwa 18.000 Rubel/ Monat = 500 €
- eine Durchschnittsrente beträgt etwa 10.000 Rubel / Monat = 300 €.
03.01.2010 Katharinen – Schloss und Bernsteinzimmer, Pawlowsk – Palast
Bei minus 12 °C verlassen wir das schöne Sokolos Palace Bridge Hotel auf der Vasili-Insel und fahren ungefähr 1 Stunde südwärts zu der kleinen Stadt Puschkin außerhalb St. Petersburgs. Benannt ist die Stadt nach Alexander Puschkin, dem berühmtesten Schriftsteller und Romantiker Russlands, der hier einen Teil seines Lebens verbrachte. Die 1. Station des Tages ist das Katharinenschloss, erbaut von Elisabeth der Fröhlichen, ihrer Mutter Katharina I. gewidmet und später von Katherina II. (der Großen) häufig genutzt.
Inmitten eines 100 ha großen, zurzeit tief verschneiten Parks liegt das wohl flächenmäßig größte Schloss der Welt. Seine Front ist 330m lang und inzwischen nahezu vollständig von den Zerstörungen im 2. Weltkrieg durch deutsche Truppen wieder aufgebaut. Es diente hauptsächlich Katherina der Großen als Sommerschloss und hier wuchs auch ihr Sohn Alexander auf. Neben der schier unermesslichen Größe sind seine Mosaik-Fußböden auf verschiedenen Holzsorten und vor allem das sagenumwobene Bernsteinzimmer berühmt.
Bekanntermaßen gibt es viele Gerüchte, Legenden, Halbwahrheiten und unterschiedliche Auslegungen über die Geschichte des Bernsteinzimmers. Aus der Sicht von Larissa ergeben sich folgende Sachverhalte:
Der Bau eines Bernsteinzimmers war ursprünglich die Idee des Preußenkönigs Friederich I. Er wollte durch den Architekt Schlüter im Charlottenburger Schloss ein solches Zimmer einbauen lassen. Dazu ließ er entsprechende großflächige Bernsteinplatten auf Holzplatten aufgezogen und kunstvoll geschnitzt anfertigen. Als aber seine Gattin einige Zeit später verstarb, hatte er kein Interesse mehr am Aufbau des Zimmers und die Platten blieben ungenutzt in den Lagerräumen des Schlosses.
Anlässlich des Besuches von Zar Peter I. bei Friedrich dem Großen, dem Sohn Friedrich I., schenkte der Zar Friedrich dem Großen „55 lange Kerls” für seine Armee (und einen selbsthergestellten Pokal), worauf sich Friedrich II. entschloss, ihm die im Keller lagernden Bernsteinplatten zu schenken, für die er sowieso keine Verwendung hatte, da sein ganzes Interesse dem Aufbau einer starken Armee und nicht der Bereicherung des Schlosses mit Kunstschätzen galt.
Der Zar schickte die Tafeln nach St. Petersburg und seine 2. Frau Katharine I., die ihm nach seinem Tod als Zarin folgte, hatte auch kein Interesse an dem Bau eines Bernsteinzimmers. So blieben die Tafeln 9 Jahre im Keller des Zarenschlosses ungenutzt liegen. Erst die nächste Zarin, Elisabeth die Fröhliche, ließ die Platten aus dem Keller holen und daraus das erste originale Bernsteinzimmer im Winterpalast in St. Petersburg anfertigen.
Später ließ Elisabeth die Platten wieder abbauen und von Soldaten in das Katharinenschloß nach Puschkin transportieren und dort neu aufbauen. Es war so schön und wertvoll, dass es damals als das 8. Weltwunder bezeichnet wurde. Es blieb dort nur den Besuchern des Schlosses zugänglich bis nach der russischen Revolution im Jahr 1907 es auch für die russische Öffentlichkeit zu besichtigen war.
Als die deutschen Truppen sich 1942/43 im 2.Weltkrieg Puschkin und damit dem Katharinenschloß näherten, wurden große Teile der Kunstschätze des Schlosses nach Sibirien ausgelagert. Allerdings blieben wertvolle Stücke, so auch Teile des Bernsteinzimmers, im Katharinenschloß zurück und man geht davon aus, dass die meisten davon von deutschen Truppen abtransportiert wurden. Seitdem sind sie bis heute verschwunden und es gibt 3 Theorien über ihren Verbleib:
- > sie sind bei Bombenangriffen verbrannt; allerdings wurden nie die stählernen Kisten gefunden, in denen sie eingelagert waren und die nicht verbrannt sein können
- > sie wurden über die Ostsee nach Westen transportiert; das Transportschiff wurde versenkt; aber Taucher haben sie bisher nicht gefunden
- > sie wurden nach Königsberg transportiert und in unterirdischen Stollen eingelagert; aber niemand hat sie bis heute entdeckt.
1995 entschloss sich die russische Regierung, das Bernsteinzimmer im Katharinenschloss wieder neu aufzubauen. Die wenigen noch vorhandenen Originalplatten wurden ergänzt um neue Kopien (auf Basis alter Zeichnungen und Fotos) und das Bernsteinzimmer 2003 feierlich von Präsident Putin und Kanzler Schröder neu eröffnet. Die „deutsche Wiedergutmachung” besteht in einer „Spende” von Ruhrgas in Höhe von 3,5 Mio. US$ an den Gesamtkosten von ca.12 Mio. US$, als wesentlicher Beitrag, das Bernsteinzimmer wieder (nahezu) in alter Form und ursprünglichen Glanz wiederherzustellen.
Nach einer kurzen Busfahrt, 7 km entfernt von Puschkin, erreichen wir das Paulusschloss, genannt Pawlowsk – Palast erbaut von Katherina II. für ihren Sohn Paul. Da Katherina eine sehr lange Regierungszeit von 42 Jahren hatte, kam Paul erst 1796 im Alter von 42 Jahren an die Macht. Er verbrachte einen Großteil seiner Jugend in diesem Palast. 5 Jahre nach seinem Amtsantritt wurde er 1801 ermordet.
Auf der Rückfahrt nach St. Petersburg besuchen wir die Isaakskathedrale. Sie ist die drittgrößte Kuppelkirche der Welt und wahrscheinlich eine der teuersten aufgrund ihrer wertvollen und reichhaltigen Ausstattung. Der Baubeginn datiert auf das Jahr 1818. Der damalige Zar Alexander I. beauftragte einen 26-jährigen französischen Architekten auf den Fundamenten von 3 „Vor-Kirchen” mit dem Bau. Ungefähr 400.000 Arbeiter haben 40 Jahre lang an der Kirche gebaut.
Man sagt, dass sie nicht nur wie alle damaligen großen Gebäude in St. Petersburg wegen des sumpfigen Untergrundes auf Pfählen sondern auch auf den Gebeinen der Erbauer, die während der Bauzeit den Tod fanden, steht. Sie wurde im Jahre 1858 geweiht. Die Benennung nach dem hl. Isaak erfolgte deshalb, weil Peter der Große am 30.05 geboren wurde, dem Namenstag des hl. Issak. Einige der Besonderheiten der Kirche sind:
- Durchmesser der Kuppel 26 m
- 4 große, reich verzierte, 40 qm, 20 t schwere Türen, die größten der Welt
- große Mosaike mit den Abbildungen von Aposteln, Heiligen, etc.
- 114 Säulen mit je über 100t Gewicht
- Die Doppelkuppelkonstruktion aus Stahl und Beton
- Die außen vergoldete Kuppel mit einer Haltbarkeit des Goldes von 150 Jahren (Heißbeschichtung)
Der französische Architekt erbaute unter anderem auch die Alexander-Säule auf dem Alexanderplatz.
04.01.2011 Rückflug St. Petersburg → Frankfurt → Düsseldorf
Ohne Besonderheiten fliegen wir in 2 ½ Stunden zurück nach Frankfurt und von dort weiter nach Düsseldorf und dann mit dem Bus nach Aachen.
Einige der bekanntesten Zaren
- Michail Fjodorowitsch Romanow (der 1. Zar überhaupt) 1613 – 1645
- Peter I. (Peter der Große) 1682 -1725
- Katharina II. (Katherina die Große) 1762 – 1796
- Nikolai II. (der letzte Zar, ermordet in Jekatherinenburg) 1894 – 1917
Resümee der Reise
- St. Petersburg ist eine wunderbare Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und einer sehr interessanten Geschichte
- St. Petersburg verkörpert heute mindestens genauso wie die Hauptstadt Moskau das „neue” Russland mit viel Selbstbewusstsein und auch teilweise westlichem Lebensstil, ohne die russische Identität zu verlieren
- Die Ereignisse des 2. Weltkrieges bzw. die fast 3-jährige Belagerung St. Petersburgs durch deutsche Truppen sind immer noch präsent; deutsche Besucher werden aber nach meiner Erfahrung heute in St. Petersburg genauso willkommen geheißen wie andere Ausländer
- Die unermessliche Pracht der Paläste aus dem 18. und 19. Jahrhundert lässt erahnen, welch großer Gegensatz in früheren Zeiten zwischen Adel und Volk in Russland herrschte
- Die gute Organisation dieser AZ-Leserreise, die hervorragende Führung in St. Petersburg in Verbindung mit den vielen Sehenswürdigkeiten der tief verschneiten Stadt waren Grundlagen für ein besonderes high light zum Jahreswechsel 2010/2011.
Würselen, den 07.01.2011
Paul Thelen