06.09.2010
Der erste Tag dieser Tour ist
erfahrungsgemäß auch der längste. Wir sind eine Gruppe von 15 Personen,
darunter 4 Frauen und 11 Männer, die meisten von uns über 60 Jahre alt. Wir
sind alle schon bereits um 04:00h aufgestanden, um die Zubringerflüge aus
München, Nürnberg, Frankfurt und Köln nach Amsterdam zu bekommen. Mit nur 20 kg
Flug- und max. 12 kg Handgepäck, haben wir unsere Ausrüstung auf das Notwendige
limitiert.
Um 10:00h besteigen wir alle in
Amsterdam die KLM-Maschine nach Lima und kommen dort nach ca. 13 Stunden Flug
zur Ortszeit gegen 16:00h an. In Lima werden wir von Silvia, eine Peruanerin
empfangen, die uns auf dem Weg zum Hotel einige markante Teile von Lima zeigt.
Lima wurde 1531 von dem
spanischen Eroberer Pizzaro gegründet. Heute wohnen dort ca. 8,0 Mio.
Einwohner. Unsere Fahrt führt direkt zur Altstadt mit der Plaza de Armas im
Zentrum.
Hier befinden sich wichtige
öffentliche Gebäude wie der Regierungspalast (Sitz des Präsidenten), das
Rathaus sowie die Kathedrale, in der Pizzaro begraben ist und der Bischofssitz
von Lima. Besonders markant sind die typischen Holzbalkone, die wir bestens
restauriert und in der beginnenden Dunkelheit effektvoll angestrahlt bewundern
können.
Unser Hotel liegt im vornehmen
Stadtteil Miraflores und heißt Casa Andina Centro, ist sehr sauber, hat große
Zimmer, Internet und am nächsten Morgen ein gutes Frühstück. Jetlag-bedingt
schlafen die meisten von uns nur von 21.00h – 04:00h.
07.09.2010
Der Tag beginnt bereits um
06:00h mit dem ersten Frühstück auf peruanischem Boden mit Coca Tee, aber auch
mit den bei uns üblichen „Zutaten” wie Toastbrot, Butter, Marmelade, Käse,
Eiern und Joghurt. Um 06:45h sitzen wir bereits im Bus und fahren von
Miraflores zum Flughafen. Dort nehmen wir die 09:40h Maschine nach Cusco, der
alten Hauptstadt des Inka-Reiches. Kurz vor der Landung sehen wir auf der
linken Seite den Gipfel des über 6.000m hohen Salkanty, dem höchsten Berg der
Region, der sich markant über die Wolkendecke erhebt.
Er vermittelt uns einen ersten
Eindruck über die peruanische-alpine Bergwelt mit vielen 6.000er der Anden. Der
Flughafen Cusco liegt mitten in der
Stadt auf 3.400m Höhe und die Route der Einflugschneise gibt einen ersten guten
Blick auf die Stadt Cusco frei.
Am Flughafen werden wir
abgeholt von Ronald und seiner Assistentin Adriana und Philippe, unserem
Busfahrer für die nächsten Tage. Wir wollen, um unsere Akklimatisation nicht zu
stark zu strapazieren, Cusco zunächst verlassen und fahren in das tiefer
gelegene Urubamba-Tal. Auf dem Weg dorthin, der zunächst auf einen 3.800m hohen
Pass führt, erhalten wir von Ronald erste Informationen über Cusco: Cusco war
bis 1534 die Hauptstadt des damaligen Inka-Reiches. Kurz vorher waren die
Spanier zur Regierungszeit von Karl V. von Norden her aus Lima unter der
Führung von Pizzaro gekommen und hatten die Stadt eingenommen. Cusco hatte
damals ca. 40.000 Einwohner und war zu der Zeit größer als London oder Paris,
was alleine schon darauf hinweist, welche Bedeutung diese Stadt in Südamerika
hatte.
Heute ist Cusco mit knapp
400.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Perus, hat eine Universität und ist wichtiger
Ausgangsort für Touristen aus der ganzen Welt, die sich hier über Kultur und
Lebensweise der Inka informieren.
Auf unserer Fahrt ins
Urubambatal besuchen wir zunächst den gerade stattfindenden Wochenmarkt in Pisac. Neben einer Vielzahl von Souvenierartikeln
aller Art werden hier auch Früchte, Gemüse, Fleisch und Lebensmittel angeboten,
die von den Bauern in den umliegenden Dörfern produziert werden.
Nach einem Zwischenstopp in dem
feinen Restaurant Allpamanka in Urubamba
erreichen wir am späteren Nachmittag unser Hotel
Ninos del Arco Iris. Das Hotel wird betrieben von der niederländischen
Stiftung „Fundacion Ninos del Arco Iris”.
Schon gleich bei der Begrüßung durch die Stiftungsgründerin Helena van Engelen spüren
wir, das hier an diesem Ort etwas ganz besonderes geschaffen wurde, das weit
über ein „normales” Hotel hinausgeht. Die Zimmer in den Bungalows sind sehr
individuell eingerichtet und man spürt auf Schritt und Tritt, dass hier ein
ganz besonderes Engagement einer Person, nämlich der Helena van Engelen tätig
war. Die ganze Anlage versprüht eine besondere Atmosphäre von Kreativität,
Geborgenheit und Lebensfreude.
Nach dem Einchecken treffen wir
Helena van Engelen in der Eingangshalle des Schulgebäudes der Stiftung. Die
folgenden 2 Stunden sind ein echtes Highlight dieser Reise. Helena erzählt uns
ihre persönliche Geschichte und die damit eng verbundene Geschichte ihrer
Stiftung. Gebannt und ein wenig ehrfürchtig nehmen wir das auf, was sie uns
berichtet:
Die
wesentlichen Ziele der Stiftung sind Kindern, Jugendlichen und teilweise auch Erwachsenen
in der Umgebung des Urubambatales Ausbildung und Gesundheit anzubieten
Helena
hat vor 10 Jahren ihre eigenes Hab und Gut in Holland verkauft und das Geld in
diese Stiftung, also in den Bau von Schul- und medizinischen Einrichtungen
sowie in den Bau von Hotelbungalows gesteckt. Der Hotelkomplex hat nur ein
Ziel: Geld einzunehmen, welches in die Stiftung fließt
Seit
5 Jahren arbeitet die Stiftung mit der holländischen Partner-Stiftung Kuychi
zusammen und hat damit eine gesicherte wirtschaftliche Basis für den
dauerhaften Betrieb der gesamten Anlage geschaffen
Heute betreut die Stiftung 130 Kinder, die hier
zur Schule gehen, beköstigt werden und zusätzlich in Sauberkeit und Hygiene
unterrichtet werden
Weiterhin werden hier Lehrlinge ausgebildet in verschiedenen
Lehrberufen wie Elektriker, Computerspezialisten, Hotelfachleute, Englisch als
Fremdsprache; Sie absolvieren nach 2 Jahren eine staatlich anerkannte Prüfung
und sind bisher alle in Arbeit gebracht worden
Absolventen werden auch zu Gegenleistungen verpflichtet; z.B.
Computerunterricht für jüngere Schüler, Elektroinstallationen, Ausrichtung von
Dorffesten, Einsammeln von Müll als Vorbildfunktion, etc.
Zur
Stiftung gehören eine Arzt- und Zahnarztpraxis. Die Ärzte gehen auch hinaus in
die Dörfer und versorgen die umliegende Landbevölkerung.
Die
Stiftung organisiert viele Kampagnen z.B. gegen Prostitution, gegen
Kindesmißbrauch, für mehr Hygiene, etc.
Es
sind zurzeit 28 Mitarbeiter im Schul- und Hotelbetrieb fest angestellt und
ordentlich bezahlt.
Wir alle sind tief beeindruckt
von dem Gehörten und bei dem Durchgang durch die Räume Gesehenem Es freut uns
daher sehr, dass wir im Namen der Hubert&Renate Schwarz Stiftung eine
Spende in Höhe von 3.000 € übergeben dürfen und damit die Arbeit von Helena und
ihrer Stiftung unterstützen können.
Den Abend beschließen wir
zusammen mir Helena bei einem Glas Wein mit nachdenklichen Gesprächen über die
Konsequenz mit der Helena dieses Projekt begonnen und zu einem derartigen Stand
gebracht hat.
08.09.2010
Obwohl einige von uns nicht die
ganze Nacht durchgeschlafen haben, treffen wir uns alle gut gelaunt zum reichhaltigen
Frühstück, serviert von Abel, dem ältesten (23 Jahre) Adoptivsohn von Helena.
Er ist übrigens der erste seiner Familie, der erwachsen ist und mit seiner
guten Hotelausbildung bald eine Anstellung in einem der größeren Hotels in
Cusco bekommt.
Um 09:00h werden wir mit dem
Bus von Ronald, Adriana und Phillipe abgeholt und es geht hinaus ins Hochland
auf ca. 3.800m nach Chinchero. Diese
Stadt ist quasi die Hauptstadt des Kartoffelanbaus in Peru. Es gibt rund 2000
verschiedene und essbare Sorten. Chinchero ist aber vor allem berühmt als alte Sommerresidenz
der Inka, die im Sommer die kühle Frische des Hochlandes suchten. Heute steht
auf den Resten des ehemaligen Inkapalastes, der von den Spaniern zerstört
wurde, eine katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche ist reich
geschmückt mit vielen Fresken, einem vergoldeten Altar aus Zedernholz und mit
vielen Heiligenfiguren. An diesem 8. September findet hier eine Hochzeit statt,
deren Beginn wir – begleitet von Blasmusik – mit verfolgen können. Außerdem ist
in Chinchero heute ein großes Fest auf dem Platz vor der Kirche. Es finden sich
verschiedene Tänzergruppen ein – in phantasievollen Kostümen, teilweise
maskiert – und immer begleitet von einer eigenen Blaskapelle.
Noch ein wenig beeindruckt von
dem bunten Treiben in Chinchero geht es anschließend weiter zu den Terrassen von Mory, dem ersten Bauwerk
aus der Inkazeit, das wir auf dieser
Reise besuchen. In einem etwa 130m tiefen „Krater” breitet sich eine
beeindruckende Rundterrasse vor uns aus. Man geht davon aus, dass die Inka hier
eine Versuchsanlage zum Anbau landwirtschaftlicher Pflanzen betrieben. Sie nutzten
die bewässerten Terrassen mit ihren unterschiedlichen „Klimazonen”, um das
Optimum für die „Serienproduktion” draußen im Hochland herauszufinden.
Danach geht zu den benachbarten
Salinen von Maras. Aus einer Quelle
mit warmem Salzwasser (Salzgehalt 11%), die schon seit der Vorinkazeit im 13.
Jahrhundert bekannt war, werden in der Zeit von Mai-September (Trockenzeit) unzählige
„Pfannen” befüllt. Darin verdunstet das Wasser und übrig bleibt Salz. Die
Pfannen werden etwa 3-mal mit Salzwasser befüllt, bis dass sich darin in etwa
3-4 Wochen eine 15 cm dicke Salzschicht gebildet hat.
Diese wird dann „geerntet” und
mit Eseln zu einer genossenschaftlichen Sammelstelle gebracht. Dort zum Teil
noch mit Jod versetzt und dann verkauft. Die Saline deckt den gesamten
Salzgehalt Perus und ein Teil wird zusätzlich noch exportiert. Das Salz wird
neben der menschlichen Ernährung auch in der Landwirtschaft und in der chemischen
Industrie verwendet. Es leben hiervon über 300 Familien aus Maras, die neben
der Salzgewinnung auch noch Landwirtschaft im Hochland betreiben.
Der Weg führt uns zurück ins
Urubambatal und es geht weiter nach Ollantaytambo,
einer zwar unvollendeten aber überaus beeindruckenden Inka-Anlage.
Auf der Fahrt nach Chinchero
haben wir viele Agave-Pflanzen gesehen, deren Fasern in früheren Inka-Zeiten zu
Seilen geflochten wurden. Eine weitere Methode zur Anfertigung von
widerstandfähigen Seilen war die Verwendung von Lama-Fellen, die zu Seilen
geflochten wurden. Diese Seile waren beim Bau der Inka-Anlage in Ollantaytambo
überaus wichtige Hilfsmittel, um die dort verwendeten riesigen Felsblöcke zu
„transportieren” und im Laufe des Nachmittages erfahren wir fast Unglaubliches
über den Bau der Tempelanlage in Ollantaytambo.
Die gesamte Anlage gliedert
sich in Terrassen zur Landwirtschaft, einer Festung und dem Fundament eines noch
nicht fertiggestellen Sonnentempels. Aus etwa 5 km Entfernung wurden aus einem
Steinbruch jenseits und weit oberhalb des Urubamba riesige Blöcke von 50 Tonnen
Gewicht und mehr den Berg hinunter, über den Fluss und dann über schiefe Ebenen zur
Baustelle der Anlage transportiert. Bei den im 16.Jahrhundert bis zum Einmarsch
der Spanier fertiggestellten Tempelteilen sind die typischen Merkmale der
Inka-Baukunst deutlich zu sehen:
- Millimetergenaue
Passformen der fugenlos zusammengefügten riesigen Blöcke - Innenneigung
der Wände um 8° - trapezförmig
ausgeführte Tür- und Fensteröffnungen - Verzahnung
der Blöcke mit Metallklammern aus Bronze.
Während die „modernen” Gebäude
der Spanier mehrfach bei Erdbeben, die in Peru ständig vorkommen, teilweise
völlig zerstört wurden, haben die Inka-Paläste wie dieser in Ollantaytambo bis
heute standgehalten.
Zur gesamten Anlage gehörten
auf der gegenüberliegenden Seite des Berges noch große Vorratsspeicher für
Getreide sowie Aussichtstürme an strategischen Punkten.
Ollantaytambo ist übrigens eine
der wenigen Städte Perus gewesen, die nicht von den Spaniern eingenommen werden
konnte.
Den Abend verbringen wir erneut
in dem gemütlichen Restaurant der schönen Hotelanlage der „Fundacion Ninos del
Arco Iris” am die Abendkühle mindernden Kaminfeuer.
09.09.2010
Nach einem guten Frühstück
verlassen wir um 08:00h die Bungalowanlage der Stiftung „Kinder des Regenbogens”,
um mit dem Bus bis zum Eingang der sogenannten Inka-Ruinen auf 3.400 m oberhalb des Ortes Pisaq zu fahren. Ronald erklärt nochmals den Unterschied zwischen
Inka/s und Quechuas – der Inka war der jeweils oberste Alleinherrscher, die
Inkas waren die Mitglieder der Adelsfamilien und die Quechuas deren Volk, über
die sie herrschten. Wir durchwandern das Zeremonium-Zentrum des Tempels mit
Gebäuden für Priester, vorbei an Fels-Grabhöhlen des Friedhofes (hier wurden
ca. 2000 Tote gefunden), in denen die Toten in Hockstellung saßen, dann weiter
zu Gebäuden, in denen Nahrungsvorräte gelagert wurden und zu Wachtürmen, schließlich
durch einen schmalen Inka-Tunnel zur anderen Seite des Berges. Von hier aus
geht es nun hinunter zu einem weiteren Tempelkomplex. Hier sehen wir erneut im
Original den typischen Inka-Baustil: nach innen geneigte, erdbebensichere
Wände, trapezförmige Fenster- und Türöffnungen und ganz besonders beeindruckend
und weltweit einmalig, die millimetergenau aufeinander angepassten, fugenlos
also mörtel- oder lehmfrei verbauten großen schwarzgrauen Steinblöcke. Wie die
Quechuas diese präzise Baukunst ausführten, ist auch heute noch nicht 100%tig
bekannt. Wahrscheinlich verwendeten sie metallhaltige Steinwerkzeuge (Obsidian)
für die Grob- und bestimmte (Schmirgel-)Pflanzen plus Kaktussaft für die
Feinbehandlung.
Der folgende 1-2 stündige Abstieg
nach Pisaq führt uns vorbei an den uns schon bekannten und für die Inka-Kultur
so berühmten – 600 Jahre alten Terrassenfelder – mit ihren ausgeklügelten
Bewässerungssystemen.
Von Pisaq geht es nun mit dem
Bus in Richtung Cuzco, dem alten Sitz der Inka, von wo sie ihr Riesenreich
regierten. Zunächst besuchen wir eine Lama-Farm mit Weberei. Wir lernen die
vier verschiedenen Lama-Arten zu unterscheiden: Lama (schmales, unbehaartes
Gesicht), Alpaka (breites, behaartes Gesicht), Vikunja (klein und grazile) und
Guanako (größer als Vikunjas).
Im Shop der Weberei finden wir
hochwertige Ponchos, Schals usw. aus Alpaka-Wolle und kaufen zum ersten Mal
ziemlich kräftig ein.
Auf dem weiteren Weg nach Cuzco
besichtigen wir den Wassertempel „Tambo
Machy”, in dem die Inka den Wassergott verehrten, dann mit dem Bus vorbei
an der roten Festung „Puca Pucara”,
die laut Ronald als Herberge für weit angereiste Pilger und als Wechselstation für
Botenläufer, die vom Titicacasee oder aus dem Heiligen Tal kamen, diente.
Weiter geht es zur Kultstätte „Kinko”,
in der auf über 100 Altären u.a. der Göttin „Pachamama = Mutter Erde”
Opfergaben dargebracht wurden.
Am Schluss des Tages gibt es
dann noch einen Höhepunkt mit der Begehung der auch heute noch einmal jährlich
für ein großes Fest genutzten und berühmten Anlage der ehemaligen Kultstätte „Sacsayhuaman”.
Die Anlage stammt aus dem
15.Jahrhundert. Sie besteht aus 3 übereinander liegenden Mauern, die bis zu 30
m hoch und 1000 m lang waren. Sie symbolisieren die 3 Welten der
Inka-Vorstellung Oberwelt (Welt der Götter) – Hierwelt (Welt der Lebenden) und
Unterwelt. (Welt der Toten). An diesem Bauwerk sollen zehntausende Indianer ca.
50 Jahre gebaut haben. Die schwersten Steine wiegen über 120 t. Sie wurden über
Rampen (schiefe Ebene) und mit Hilfe von Rollen aus Steinbrüchen, die 30km weit
weg liegen, herangeschafft. Alljährlich findet hier am 24.Juni (Johannesfest) das
Wintersonnenwendefest statt, bei dem alte Kulte und Rituale aus der Inkazeit
vorgeführt werden.
Abend fahren wir zum „Hotel
Ruinas” einem sehr schönen Hotel, nur wenige Gehminuten entfernt vom Plaza de
Armas, dem Zentrum von Cuzco.
10.09.2010
Am heutigen Tag steht die
Besichtigung von Cuzco an. Cuzco war
die Hauptstadt des Inka-Reiches. Der Name bedeutet so viel wie „Nabel der
Welt”.
Der Inka-Kultur gingen 2
frühere Kulturen voraus:
- Chavien-Kultur (etwa 1.000 v.Chr. bis 800 n.Chr.)
- Coscus-Kultur (etwa 800 bis 1.100 n.Chr.)
Dann folgte gemäß der Legende
im 12.Jahrhundert der Beginn der Inka-Kultur und zwar so, dass der Sonnengott
Inti seinen Sohn (Manco Capac) und die Mondgöttin ihre Tochter (Mama Occllo)
aus dem Titicacasee aufsteigen ließen und sie beide wanderten über Land und
entschieden am Platz des heutigen Cuzco dort eine Stadt „als Nabel der Welt” zu
bauen.
Zur Inka-Zeit hatte das
Inka-Reich etwa 8 Mio. Einwohner, das heutige Peru knapp 30 Mio.
Einige kurze Informationen über
geschichtliche Daten des Inka-Reiches bzw. das heutige Peru:
- 12. –
14. Jahrhundert: Entwicklung und Vergrößerung des Inkareiches mit einer
Nord-Südausdehnung von mehr als 4.000km (Chile bis Ecuador) - 15. –
Mitte des 16.Jahrhunderts: Blütezeit und Untergang durch Invasion der Spanier - 1532:
Landung der Spanier in Peru/Lima - 1535
Ankunft der Spanier in Cuzco - 1575
letzter Kampf der Inkas mit den Spaniern im Urwald - 16. –
19. Jahrhundert Spanische Herrschaft - 1821
Befreiung Perus unter Anführung von Bolivar (Venezolaner) und San Martin
(Argentinier) - 1560
– 1967 (!!) Landwirtschaftliche Bearbeitung durch große Haziendas nach
spanischem Vorbild - 1968
Agrarreform als Grundlage der heutigen Landwirtschaft, bei der der gesamte
Boden zunächst verstaatlich und mit 2,5 ha je Bauer privatisiert wurde.
Bis Mittag besuchen wir in
Cusco 3 Sehenswürdigkeiten.
1.
Qorikancha
Dies war einer der wichtigsten
Inka-Tempel überhaupt. Hier kann man erneut die unübertreffliche,
erdbebensichere Bauweise der Inka mit millimetergenauem Versatz der
tonnenschweren Steine, die teilweise zusätzlich mit gegossenen
Gold/Bronze-Klammern gesichert oder mit Nut und Feder verbunden sind,
bewundern. Wesentlicher Zweck dieses Tempels war die Pflege bzw. Verbindung zu
den Mumien verstorbener Inka, die hier begraben waren.
2.
Kathedrale
Die Kathedrale besteht aus
insgesamt 3 Kirchen:
- der Capella de la Sagrada Familia
- dem Hauptschiff
- und
der Capella del Triunfo
Die Kathedrale wurde auf den
Mauern eines alten Inka-Palastes von 1550 – 1650 gebaut, in Teilen beim
Erdbeben 1986 zerstört und wieder aufgebaut. Sie ist reich geschmückt mit
großen Gemälden im sogenannten Cuzco-Stil, einer Mischung spanischer Malkunst
und indianischen Einflüssen. Besonders beeindruckend sind das fein geschnitzte
Chorgestühl aus dem 17. Jahrhundert sowie die Orgel gleichen Alters, die aus
Frankreich stammt. In einem Seitenaltar ist der „schwarze Christus”
ausgestellt, der zu Fronleichnam durch die Straßen getragen wird.
3.
St.Blasius
Diese Kirche liegt im
Künstlerviertel Cuzco’s in San Blas. St.Blasius ist eine Kirche für die
Indianer, wie sie von den Spaniern bewusst einfach gebaut wurde. Das besondere
Kuriosum ist die von einem Indio – in ihrem Kern aus einem Stück geschnitzte
Kanzel – aus dem 16.Jahrhundert. Zur Ehre des Künstlers wird sein Schädel bis
heute gut sichtbar auf dem Kanzeldach aufbewahrt.
Den Abend lassen wir ausklingen
mit einem gemeinsamen Essen in der Nähe der Plaza de Armas, in einem
Restaurant, dessen Gastraum gleichzeitig als ein öffentlicher Schutzraum bei
Erdbeben gekennzeichnet ist
11.09.2010
Den wake-up-call gibt es schon
um 4:45h, um 05:15h sitzen wir alle beim Frühstück und pünktlich um 06:00h
besteigen wir den Bus. Die Fahrstrecke kennen wir schon ziemlich gut: aus Cuzco
hinaus, über die Passstraße Richtung Pisac und den Urubambafluß abwärts folgend
durch das enge Ollantaytambo bis zum Beginn des Inka-Trails bei km 82 an der Bahnstrecke Cuzco à Aguas
Calientes. Hier treffen wir zum ersten Mal auf unsere Träger und Köche, die uns
die nächsten 4 Tage begleiten und versorgen werden.
Gegen 10:00h Uhr stehen alle 15
Mitglieder unserer Gruppe am Eingang zum Inka-Trail und wir lassen die penible
Eingangskontrolle mit Pass und Permission geduldig über uns ergehen. Um 10:45h
begeben wir uns auf die Hängebrücke über den Urubambafluß bei etwa 2.450m Höhe und
setzen damit zum ersten Mal unseren Fuß auf den berühmten Inka-Trail. Der Trail
führt zunächst eine ganze Zeit lang direkt am Urubamba-Fluss stromabwärts. Es
gibt hier viele Blumen und Pflanzen, die in dieser Größe in unseren Breiten
selten sind. Wir sehen z.B. viele Agaven mit bis zu 15m hohen Blütenstengeln
und verschiedenfarbige, prächtig blühende Trompetenbäume, die bei uns nur als
niedrige Büsche vorkommen. Generell besteht die Vegetation hier am Urubamba-Ufer
aus mannshohem Buschwerk, durchsetzt mit vielen Kakteen, die teilweise gelbe
oder orangefarbige Blüten treiben.
Die Strecke ist sehr
abwechslungsreich: längere ebene Wegstücke, dann wieder steil abfallend oder
steigend. Nach etwa 2 Stunden öffnet sich hinter einem Bergsattel die alte Inka-Siedlung Llaqtapata, die sowohl
aus den typischen Terrassen als auch aus einer Inka-Wohnsiedlung besteht.
Danach führt der Weg vorbei an einzelnen Gehöften, wo wir hin und wieder
anhalten, um ein Getränk zu kaufen oder um etwas zu essen.
Gegen 13:30h erreichen wir
einen Rastplatz, der extra für uns von unseren Trägern für eine Mittagspause
hergerichtet wurde. Bei Pilzsuppe, Knoblauchbrot, Mangosaft und Gemüsesalat mit
Hühnerfleisch sitzen wir gemütlich in einem Essenszelt und genießen das freie
Leben auf dem Inka-Trail.
Danach liegt noch ein kurzer
Abschnitt der 1.Etappe mit einigen ansteigenden Passagen vor uns. Gegen 16:30h
erreichen wir das 1. Übernachtungscamp auf 2.930m, nahe der kleinen Siedlung Huayllabamba.
Wir sind überrascht von der
gebotenen „Qualität” des Camps: jeweils geräumige 2er und Einzelzelte
versprechen eine durchaus komfortable Übernachtung, zumal der Platz an einem
Bach liegt, der mit seinem lauten aber gleichmäßigen „Murmeln” unserem Schlaf
durchaus zuträglich ist. Ein Essenszelt für Abendessen und Frühstück, ein
Küchenzelt sowie 2 Toilettenzelte runden den „Komplex” ab.
Nach einem vorzüglichen
Abendessen begeben wir uns schon recht früh gegen 20:00h zur Nachtruhe.
12.09.2010
Im angenehm monotonen Geräusch
des Baches haben die meisten von uns gut geschlafen. Allerdings haben 3 von uns
mit „Montezuma” zu kämpfen, der eigentlich mehr für mexikanische Regionen
zuständig ist. Bereits um 06:00h gibt es Tee am „privaten” Zelt, um 06:30h
treffen wir uns alle beim Frühstück im Essenszelt und um 07:30h sind wir
abmarschbereit.
Bei warmen 15°C und im Lichte
des neuen Tages nehmen wir heute den anstrengendsten Tag des Inka-Trails in
Angriff: bald sehen wir den 4.200m hohen Warmiwanuska-Pass
hochoben als Sattel zwischen 2 Berggipfeln vor dem stahlblauen Himmel noch weit
vor uns. Der Trail verlässt bald die letzten Gehöfte, wir passieren eine
weitere Kontrollstelle mit Pass- und Permitkontrolle und sind bald im endlosen Geschlängel
des Trails, der stetig ansteigend in Richtung Passhöhe weist. Unzählige, breite
und teilweise hohe Stufen führen unbarmherzig und stetig aufwärts. Sie sind
kräfteraubend aber sie lassen den Höhenmesser schnell steigen. Gestartet bei
2.930m erreichen wir schon nach gut 4 Stunden das Mittagscamp auf 3.800m.
Nach einer ordentlichen Pause
geht es weiter auf der deutlich sichtbaren Route, die direkt auf den Pass, dem mit
4.200m höchsten Punkt des Inka-Trails zuhält. Das näher kommende Ziel
beflügelt, auch wenn wir immer wieder kleine „Luftschnapp-Pausen” einlegen
müssen, um den notwendigen Sauerstoff „einzufangen”.
Bereits 2 Stunden nach der
Mittagspause erreichen die ersten unserer Gruppe die Passhöhe und feuern jeden
Neuankömmling auf den letzten Metern lautstark an. Alle zusammen
beglückwünschen wir uns, genießen die herrliche Aussicht zu beiden Seiten des
Passes bei nur leicht bewölktem Himmel und schießen das obligatorische
Gruppen-Gipfelfoto.
Danach müssen wir komplett
umschalten auf die neue Sportart „Abwärtsgehen”. Bereits von der Passhöhe aus
sehen wir die kleinen gelben Punkte unserer North Face Zelte im nächsten Camp,
welches 600m tiefer auf 3.600m liegt. Bereits gegen 16:00h kommen wir dort,
genannt Pacamayo, an und freuen uns
auf ein schmackhaftes Abendessen und einer erholsamen Nacht nach den
Anstrengungen des Tages
13.09.2010
Alle haben gut geschlafen – von
20:00h – 05:00h. Es sind frische 7°C und nach Tee, Morgentoilette und Frühstück
sind wir gegen 08:00h startklar. Die 3. Etappe führt uns heute über den 4.000m
hohen Runkuracay-Pass. Obwohl wir
heute „nur” 400 Höhenmeter zu bewältigen haben, sind die auf den Pass
hinaufführenden Treppen doch sehr respekteinflößend und wir müssen uns
ordentlich anstrengen.
Bereits nach 2 Stunden haben
wir die Passhöhe aber erreicht – und wieder eröffnet sich zu beiden Seiten ein
grandioser Blick: zurück auf die schnee- und gletscherbedeckte Veronika (ca.
5.800m) und nach vorne auf die allmählich dschungelmäßig bewachsenen Berghänge,
zwischen denen hier und da die weitere Route des Inka-Trails zu sehen ist.
Ab jetzt wird es Genuss pur:
Wir sehen und fotografieren unzählige Pflanzen, Blumen, Schmetterlinge und
Wasserfälle vor, neben und über uns. Nach einer weiteren Besichtigung einer
alten „Inkaläufer-Wechselstation” geht es weiter – in urwaldmäßigem Bewuchs –
auf die außergewöhnlichen Abschnitte des Inka-Trails, über vor Jahrhunderten in
den Fels gehauenen Stufen, rechts steigen die bewachsenen Felsen steil an und
links fallen sie ebenso steil ab. Immer wieder sehen wir neue Pflanzen, Blumen,
Bäume und Schmetterlinge, die unsere Foto-Speicher füllen.
Bereits um 16:00h erreichen wir
unser 3. Camp Puyupatamarka (Stadt
über den Wolken) auf knapp 3.700m Höhe.
Nach dieser herrlichen
Tageswanderung – immer zwischen 3.500 und 4.000m genießen wir den Rest des
Tages in der warmen Sonne und mit Spaziergängen und kleineren Bergbesteigungen
in der Umgebung. Der Abend endet stimmungsvoll beim Sonnenuntergang auf 3.700m
und den Klängen einer nahen Panflöte.
14.09.2010
Bei wiederum schönem, sonnigen
Wetter beginnt der letzte Tag auf dem Inka-Trail nach dem Frühstück mit unserem
Aufbruch um 08:30h. Die heutige „Sportart” heißt vorwiegend wieder „Abstieg”.
Gleich zu Beginn geht es ca.
900 Höhenmeter in einer 3-stündigen Tour hinunter nach Winya Wayna, einer Inka-Anlage, die erst 1941 entdeckt wurde. Auf
dem Weg dorthin entdecken wir immer wieder neue Blumen und Pflanzen, vor allem
Orchideenarten, die hier im Dschungel blühen. Auch viele Schmetterling und
deren „Vorgänger”, grellbunte, behaarte Raupen, kreuzen unseren Weg und geben
gute Fotomotive. D